Dank astragon Entertainment und weltenbauer habe ich kürzlich die Gelegenheit erhalten, mich hinter das Steuer von riesigen Baumaschinen setzen zu dürfen und mich ein Mal wie ein waschechter Bauarbeiter zu fühlen: Straßen planieren, Wohnhäuser errichten, archäologische Fundstücke ausgraben und tonnenschwere Container von A nach B transportieren.

Was ich während meiner ausgiebigen Baustellenbegutachtung mit dem Bau-Simulator erlebt habe, was ich super finde und an welchen Punkten ich etwas auszusetzen habe, möchte ich euch im folgenden Text etwas genauer erklären. Dabei folge ich nun einem etwas anderen Review-Muster, in dem ich euch zunächst erzähle worum es geht, was ich gut finde und was ich im Anschluss weniger gut finde. Zum Abschluss gibt es dann noch ein kleines Fazit meinerseits und ihr dürft selbst entscheiden, ob ihr euch auf die Raupenbagger schwingen möchtet.

Darum geht es

Wie es der Name des Titels vermuten lässt, schlüpfen wir in Bau-Simulator in die Haut eines Jungunternehmers (wahlweise Jungunternehmerin) und versuchen, unseren eigenen Bauhof aus dem Boden zu stampfen. Haben wir am Anfang noch etwas Hilfe an unserer Seite, sehen wir uns schon bald allein auf weiter Flur und müssen städtische Auftraggeber von unserem Können überzeugen. Als Wahlheimat stehen uns zu Beginn der Kampagne entweder Europa oder die USA zur Auswahl.

Nach einem Anruf der uns am frühen morgen aus dem Land der Träume reißt, sehen wir uns mir nichts dir nichts noch vor Sonnenaufgang auf einem Radlader und versuchen, die Straßen unseres Dorfes von Sturmschäden der vergangenen Nacht zu befreien. Im Anschluss gilt es zunächst, weitere kurze Aufträge zu erledigen, um unser Können unter Beweis zu stellen und das Tutorial zu meistern. Von nun an stehen uns entweder Kampagnenaufträge einflussreicher Politiker zur Verfügung oder wir verdienen uns mit privaten Jobs ein wenig was dazu. Letzteres ist gar nicht unwichtig, da wir irgendwann einen großen Fuhrpark unser Eigen nennen möchten und nicht immer auf den örtlichen Baumaschinenverleih angewiesen sein wollen.

So hangeln wir uns im Prinzip also von Auftrag zu Auftrag, bauen dadurch unser Unternehmen weiter aus, kaufen Baumaschinen und gehen zum Teil bei den umfangreicheren Kampagnenaufträgen in Vorkasse. Eben ein waschechter Bausimulator.

Das hat mir gut gefallen

astragon Entertainment´s Bau Simulator macht so einiges richtig und ich habe während der Spielzeit gemerkt, wie viel Herzblut das Entwicklerteam in diesen Titel gesteckt hat. Es gibt massig Optionen die ich entweder angeschaltet lassen oder aber abschalten kann. Zum Beispiel kann die Straßenverkehrsordnung angeschaltet werden, bei der Ordnungswidrigkeiten entsprechend geahndet werden. Fahre ich mit meinem Muldenkipper über eine rote Ampel dann merke ich es direkt in der Brieftasche.

Auch die Anzahl der verfügbaren Baumaschinen ist nicht von schlechten Eltern. Die Auswahl erstreckt sich durch sämtliche Hersteller und reicht von Planierraupen, über Radlader und Kipper bishin zu den unterschiedlichsten Kränen. Dabei unterscheiden sich die Maschinen nicht nur optisch voneinander. Nein, sie sehen den Originalen zum Verwechseln ähnlich. Sozusagen das Gran Turismo der Simulatoren.

Am meisten gefallen hat mir jedoch die Komplexität von Bau-Simulator. Je nach erhaltenem Auftrag ist anderes zum Teil schweres Gerät nötig, um den Bauabschnitt zu komplettieren. Bei der Bedienung der jeweiligen Fahrzeuge bedient sich Bau-Simulator am kompletten Dual Sense Controller der PlayStation 5. Mit dem linken oder rechten Analogstick wird beispielsweise der Kranausleger ausgefahren und gleichzeitig besagter Arm auch gedreht sowie nach oben oder unten geneigt. Hängt die Fracht am Haken geht das Spiel wieder rückwärts. Werden hierbei noch die Schultertasten mitgenommen, dann kann ich die Fracht in die Richtung drehen in der ich sie absetzen möchte. Dieser Vorgang zieht sich durch sämtliche Baumaschinen und fühlt sich schon sehr realistisch an.

Überhaupt fühlt sich Bau-Simulator auch abseits der Steuerung sehr realistisch an. Hier ein kleines Beispiel: Ich habe den Auftrag angenommen, eine Parkanlage zu begradigen und wieder aufzubauen. Da ich schon einige Fahrzeuge in der Halle meines Bauhofes stehen habe, entschließe ich mich dazu die Baustelle ohne die Schnellreisefunktion einzurichten. Schließlich kostet dieses Feature Geld und ich bin und bleibe ein Sparfuchs. Also koppel ich meine Zugmaschine auf dem Parkplatz fix an den Materialauflieger und fahre anschließend die Planierraupe sowie den Raupenbagger auf die Ladefläche. Nachdem ich alles gesichert und verzurrt habe, mache ich mich mit dem Gespann auf den Weg zur Baustelle.

Auf diese Weiße kann man unglaublich viel Zeit in den Bau-Simulator stecken und fühlt sich gleichzeitig wie ein waschechter Bauhofseigner.

Das hat mir nicht ganz so gut gefallen

Zugegeben, der Großteil des Spiels überzeugt mich. Es gibt jedoch auch die ein oder andere Sache die mir einfach nicht so gefallen mag. Ein Beispiel ist der Verkehr und dessen KI. Natürlich möchte ich mich gerne an die Straßenverkehrsordnung halten, doch machen es mir die anderen Verkehrsteilnehmer nicht unbedingt einfach. Ich fühle mich zum Teil wie auf unseren deutschen Straßen und genau deshalb entscheide ich mich die meiste Spielzeit über gegen eine Ahndung von Verkehrsverstößen.

Wenn ich beispielsweise auf einer Vorfahrt berechtigten Straße unterwegs bin, dann erwarte ich auch, dass ich Vorfahrt habe. Oftmals halten Autos vor mir stumpf an und lassen die anderen Verkehrsteilnehmer passieren oder besagte Teilnehmer fahren einfach selbst auf die Straße und sorgen so für einigen Blechschaden. Darüber hinaus sind die Rotphasen der Ampelschaltungen teils unglaublich langanhaltend. Auch hier fühle ich mich an regionale Straßenabschnitte versetzt, möchte aber in einem Videospiel nicht Minuten lang an einer Ampelkreuzugn auf die Weiterfahrt warten. Auch nicht, wenn es sich bei dem Spiel um eine Simulation handelt.

So gut mir die Steuerung der Baumaschinen und Fahrzeuge gefällt, so schade finde ich die Kameraeinstellungen. Zwar gibt es einige Fahrzeugoptionen wie die Innenansicht, die mir zur Verfügung stehen, jedoch bleibt die Sicht über weite Teile des Fahrens eingeschränkt. Zu Fuß kann ich – mit dem linken Analogstick – die Kamera in gewohnter Manier frei schwenken. In Fahrzeugen funktioniert dies jedoch nicht. Hier gibt es feste Kamerawinkel die nur bedingt gewechselt werden können. Meiner Meinung nach kommt der ansonsten gute Spielfluss hier das ein oder andere Mal zum Stocken.

Abseits dieser beiden Kritikpunkte stört mich jedoch nichts am Bau Simulator und ich bin echt überrascht, dass mich das Spiel so in seinen Bann gezogen hat.

Mein Fazit

Wie gefällt mir mein erster Bau-Simulator denn nun abschließend? Überraschend gut! Es fühlt sich sehr real an mit der Planierraupe Bodenarbeiten durchzuführen, die Baumaterialien per Hand zu entpacken oder mit dem Pritschenwagen das Material an der Baustelle anzuliefern. Ich bin regelrecht im Spiel versunken und meine Frau hat mich öfter ausgelacht, weil ich hoch konzentriert ein paar Bäume in den dafür vorgesehenen Öffnungen platziert und eine Parkanlage Stück für Stück hergerichtet habe. Prinzipiell fehlten nur noch Sicherheitsschuhe, Latzhose und dreckige Hände für das ultimative Feeling.

astragon Entertainment und weltenbauer machen eine Menge richtig und denken dabei an fast alles. Auch an Tankstellen- und Werkstattbesuche, da sich die Fahrzeuge bei der täglichen Nutzung nicht nur abnutzen sondern auch Benzin verbrauchen. Diese kleinen Details machen das Spiel spielenswert und einen Großteil des Spaßes aus. Zumal es mit der Zeit komplexer wird, wenn ich im Spielerlevel aufsteige oder meinen Bauhof weiter ausbaue. Hierbei stehen verschiedene Ausbaustufen zur Verfügung die allesamt an gewisse Vorgaben gekoppelt sind, später aber das Spiel erleichtern und Aufträge lukrativer machen. Selbst an eine Bank inklusive Kredit für schlechte Zeiten wurde gedacht. Mega!

Darüber hinaus kann ich mich auch im Mehrspielermodus online austoben. Zusammen mit anderen Spielern oder Freunden können hier verschiedene Aufträge angenommen und bearbeitet werden. Jeder Spieler nimmt hierbei unter Umständen eine andere Rolle ein und so schmilzt ebenfalls die ein oder andere Spielstunde dahin. Für mich ist der Mehrspielerpart von Bau-Simulator ein nettes Extra, dass ich zwar nicht häufig genutzt habe, bei dem ich aber denke, dass es einen Großteil der Spieler ansprechen wird. Vor allem weil man es bereits diversen YouTube-Videos und Teilen von Genrevertretern kennt.

Außerdem ist der Bau-Simulator schön inszeniert. Musikalisch als auch optisch. Wie oft habe ich mich bei Bauarbeiten auch gedanklich komplett verloren, weil die minimalistische Hintergrund mich bei meiner Buddelei beschallt hat. An dieser Stelle ist der Titel auch dazu geeignet, um einfach mal dem Alltag zu entfliehen, seine Gedanken auszuschalten und sich zu erholen. Trotz der körperlich anstrengenden Arbeit. Irgendwie. Da ist das Erspielen der Trophäe für insgesamt 160 Stunden Spielzeit nur obligatorisch. Etwas über 50 Stunden habe ich nun auf dem Tacho. Da sind die restlichen Stunden ein Klacks!

  • 9/10
    Gameplay - 9/10
  • 8.5/10
    Sound - 8.5/10
  • 8.5/10
    Grafik - 8.5/10
  • 8/10
    Steuerung - 8/10
8.5/10

Zusammenfassung

Zieht die Latzhosen an und entstaubt die Bauhelme, denn mit Bau-Simulator in der 2022er Version werdet ihr euch auf jeden Fall schmutzig machen. Egal ob im Single- oder Multiplayer-Mode: Die Bedienung schwerer Maschinen und die Durchführung von umfangreichen Aufträgen stehen an der Tagesordnung. Astragon Entertainment und weltenbauer haben ein Auge für Details bewiesen und mit Bau-Simulator einen wirklich realistischen Ausflug in den Alltag eines Bauarbeiters kreiiert. Eine uneingeschränkte Empfehlung für all diejenigen unter euch, die einfach mal abschalten und ein wenig Klötzchen bauen für Erwachsene genießen möchten.

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