Desperados 3 – Das GameWire Review

Bereits im Jahr 1998 haben wir, in der Haut einiger Elite-Soldaten steckend, Bekanntschaft mit den grünen Sichtkegeln gemacht. Wir haben sie lieben und gleichzeitig auch abgrundtief hassen gelernt. Besagte Sichtkegel machten zwar das Blickfeld unserer Widersacher für uns sichtbar aber sorgten bei Eintritt in dieses auch für viel Furore und meistens ein schnelles Ableben unsererseits.

Mit dem aktuellen Echtzeit-Taktikspiel Desperados 3 des deutschen Entwicklers Mimimi Productions werden die nostalgischen Erinnerungen nun auch wieder auf unter anderem der PlayStation 4 ins Hier und Jetzt gehievt. In der Vergangenheit habe ich, aufgrund der Abstinenz des PCs als Plattform meiner Wahl, eher wenig mit Taktik- oder Strategiespielen zu tun gehabt, weshalb mich der jetzige Ausflug in den staubigen Wilden Westen erfrischend gut unterhalten hat.

Auch wenn der Fokus eindeutig nicht auf der Handlung liegt, wissen die insgesamt 16 unterschiedlichen Maps durchaus zu überzeugen. Die Geschichte hinter Desperados 3 als Prequel der beiden Vorgänger ist spoilerfrei in einem Satz erklärt: John Cooper, Doc McCoy und Kate O´Hara nehmen es mit einer gewieften Eisenbahngesellschaft auf, um auf ihre Weise für Recht und Ordnung zu sorgen.

Dabei erhalten unsere drei, bereits aus Desperados und Desperados 2: Cooper´s Revenge bekannten Protagonisten im Laufe der Kampagne Unterstützung vom bärenstarken Hector und dem Voodoo-Talent Isabelle. Letztere gesellt sich ab dem siebten Kapitel in die illustre Riege und bringt frischen Wind in das ansonsten klassische Gameplay. Durch Isabelle haben wir als Spieler erstmals die Möglichkeit, auch auf verschiedene Zauber in unserem Repertoire zurückzugreifen. So können wir beispielsweise telepatisch die Kontrolle eines Widersachers übernehmen und ihn für uns entweder einen wichtigen Gegenstand holen oder aber Jagd auf dessen eigene Verbündete machen lassen.

Doch nicht nur das, Isabelle kann auch zwei Gegner miteinander verknüpfen und so deren unvermeidbar zum Tod führenden Schicksale auf dieselbe Art und Weise herbeiführen. In der Praxis sieht dies wie folgt aus:

Wir verbinden mit Hilfe eines Zaubers Gegner A mit Gegner B. Werfen wir nun beispielsweise einen Steinbrocken auf Gegner A, stirbt auch Gegner B einige Meter entfernt. Erschießen wir Gegner A derweil, so erleidet auch Gegner B einen tödlichen Schuss. Diese Möglichkeiten bieten uns einige Freiheiten in unserem Vorgehen und sorgen für weitere Abwechslung.

Ansonsten verfügen alle Charaktere über unterschiedliche Fertigkeiten, auf welche wir im gesamten Spielverlauf zurückgreifen müssen, da wir anders nicht weiter vorankommen. Manchmal ist es einfach nötig, mit Doc McCoy einen Späher durch seinen Scharfschützen-Revolver zu beseitigen, während wir an anderer Stelle durch Hector´s Bärenfalle Bianca einen Eisenbahner nach dem anderem aus dem Weg räumen müssen, um nicht erkannt zu werden.

An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass alle Fertigkeiten gut ausbalanciert sind und keine die eine übermächtige und perfekte Lösung für jedes Kapitel ist. Gerade aufgrund des knackigen Schwierigkeitsgrades erfordert jede Situation ein anderes Vorgehen. Ein weiterer Grund hierfür ist die Tatsache, dass wir nicht zu jeder Zeit Zugriff auf alle fünf Charaktere haben. Je nachdem in welchem der sechzehn Level wir uns befinden, steuern wir nur einen Teil unserer sympathisch tödlichen Persönlichkeiten. Auch Solo-Ausflüge gehören hierbei zum guten Ton und sorgen ebenfalls für die angesprochene Abwechslung im Gameplay.

Generell wird unsere Reise durch den schön in Szene gesetzten Wilden Westen je nach Fortschritt von aufkommenden Neuerungen begleitet. Während wir ab dem bereits erwähnten siebten Level Zugriff auf die magischen Kräfte unserer Isabelle haben, erhalten wir im weiteren Verlauf der Geschehnisse unter anderem eine abgesägte Schrotflinte für Hector. Diese Waffe ist zwar alles andere als dezent und zurückhaltend, ermöglicht uns jedoch aufgrund ihrer Durchschlagskraft und ihrer Streuung den Angriff gleich mehrerer Widersacher. Effektivität hat halt ihren Preis.

Das Gameplay hätten wir somit bereits abgehakt. Es ist bereits aus früheren Ablegern oder Spielen wie Commandos bekannt und wurde im Grund auch nicht verändert. Die Steuerung geht auf der PlayStation 4 flüssig von der Hand und es macht Spaß, die unterschiedlichen Orte per Drehung der Kamera und dem Zoom zu erkunden, um seinen Weg auszukundschaften bevor der meist tödliche Streifzug beginnt.

Besonders positiv ist mir in Desperados 3 die deutsche Sprachausgabe aufgefallen. Auch wenn sie in vielen Spielen ein wahrer Graus ist und von mir in der Regel immer durch das Original ersetzt wird, so kann man dem deutschen Entwickler an dieser Stelle loben. Ich habe John, Kate oder Hector durch das gesamte Spiel hindurch gerne beim Small Talk zugehört und wurde gut unterhalten. Die Betonung der Wörter sind stimmig, die Farben der Stimmen passend und die Dialoge sind alles andere als nervig oder gekünstelt. Auch der immer mal wieder eingebaute und zum Teil schwarze Humor passt hier wie der berühmte Arsch auf Eimer.

Optisch sowie klanglich braucht sich der Wild West Taktiker ebenfalls nicht hinter dem verdorrten Gestrüpp zu verstecken. Der fast minimalistische Soundtrack integriert sich perfekt in das Gesamtbild und lenkt nicht vom Wesentlichen ab. Weder zu laut, noch zu leise. Genau so soll es sein. Die musikalische Untermalung wird nur noch von der optischen Inszenierung übertroffen, bei der man merkt, wie viel Mühe sich Mimimi Productions gegeben hat. Sei es das kleine Städtchen Flagstone, der angehaltene Zug oder eine prachtvolle Ranch als Schauplatz einer Hochzeit. Sie haben allesamt eine Sache gemein: Detailverliebtheit.

Dementsprechend habe ich mich die ganze Zeit über gerne an den vielseitigen Schauplätzen aufgehalten und mich hier und da dabei erwischt, wie ich die Kamera einfach nur über die Map fahren lassen habe, um mir das rege Treiben der Nebencharaktere anzusehen und ihren Unterhaltungen zu lauschen.

Desperados 3 - Das GameWire Review
  • 9/10
    Gameplay - 9/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 9/10
    Grafik - 9/10
  • 8/10
    Steuerung - 8/10
8.8/10

Fazit

Ach was habe ich Desperados vermisst. Bereits die beiden Vorgänger und die Commandos-Reihe habe ich bis zum Erbrechen gespielt. Unzählige Spielstunden habe ich in diese Taktik-Schmankerl versenkt und keine einzige bereut. Der einzige Grund warum ich meiner aktiven Zeit am Computer nachtrauere sind die fehlenden Taktik-Ausflüge mit John und Konsorten. Diese Art der Taktik-Spiele gefällt mir genauso gut, wie die klassischen Point & Click Adventures von vor der Jahrtausendwende. Ich danke Mimimi Productions dafür, dass sie Desperados 3 auf der PlayStation 4 veröffentlichen und mir so die Möglichkeit geben, immer und immer wieder in Nostalgie zu schwelgen.

Echtzeit-Taktikspiele können amüsant und fesselnd sein. Das beweist der Ausflug in den staubigen und harten Wilden Westen. Dabei wurde das Gameplay im Kern nicht groß verändert aber an einigen Stellen durchaus verbessert. Die Steuerung geht flüssig von der Hand und der Spielfluss stimmt. Auch wenn das eigene Vorgehen aufgrund des Schwierigkeitsgrades des Öfteren gut durchdacht werden will.

Am 16. Juni dieses Jahres erscheint Desperados 3 ganz offiziell für den PC, die PlayStation 4 sowie die Xbox One und erhält von mir eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!

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