RPG Maker MV – Das GameWire-Review

Endlich ist es soweit und mit mehr als einem Jahr Verspätung erscheint der RPG Maker MV auf Konsolen.

Doch wie schlägt sich die Konsolen Version des RPG Baukastens gegenüber der PC-Version? Und lohnt es sich jetzt noch auf den MV setzen oder sollte man lieber auf den neuen RPG Maker warten? Wir haben uns die Playstation 4 Version des neuen Rollenspiel Baukastens einmal angesehen.

Für alle die sich zu Beginn erst einmal fragen was der RPG Maker überhaupt ist. Hierbei handelt es sich um kein Spiel, sondern um einen Baukasten mit welchem ihr eigene 2D Rollenspiele erstellen könnt. Der RPG Maker gibt euch dabei alles an die Hand, was ihr benötigt, um ein vollwertiges Rollenspiel zu erstellen. So gibt es Editoren für Karten, Charaktere, Gegner, Gegenstände und auch Skills. Einziges Manko hier jedoch ist, dass ihr komplett auf die mitgelieferten Grafiken angewiesen seid. Ihr könnt also nicht wie in der PC-Version eigene Grafiken erstellen und einbinden.

Doch schauen wir uns den RPG Maker MV einmal im Detail an.

Tutorial

Startet ihr das Programm zum ersten Mal, werdet ihr mit einem Tutorial begrüßt, welches euch die Grundlagen des RPG Maker MV beibringen soll.

Das Tutorial tarnt sich dabei als Spiel in dem ihr vor kleine Aufgaben gestellt werdet, die sich nur dadurch lösen lassen, dass ihr das Spiel editiert.

Als Beispiel müsst ihr im Zuge des Tutorials mit eurem Helden, das Haus eures Nachbars besuchen, jedoch versperrt ein NPC den Weg – was also tun? Die Antwort ist einfach, schnell mal eben in den Editor-Modus wechseln und dem NPC beibringen sich zu bewegen und somit den Weg freizugeben.

Diese Art von Tutorial finden wir sehr angenehm und vermittelt die grundlegenden Funktionen des RPG Maker MV recht gut, „learning by doing“ ist also die Devise. Einziges Manko dabei, wenn von euch eine bestimmte Aktion erwartet wird, so wird euch auch vorgeschrieben auf welchem Weg ihr diese ausführen sollt. Müsst ihr bspw. Ein Objekt mit dem Cursor auswählen, so könnt ihr diesen auch nur in einer vorgegebenen Weise bewegen – das wirkt manchmal etwas merkwürdig.

Natürlich ist der RPG Maker MV selbst viel zu umfangreich als dass euch das Tutorial alles beibringen kann was es zu entdecken gibt. Gerade Funktionen wie der Event Editor werden nur kurz angerissen und müssen später von euch selbst erkundet und gemeistert werden.   

Habt ihr das Tutorial abgeschlossen kann es auch schon losgehen und ihr könnt euer erstes eigenes Spiel kreieren.

Die Oberfläche

Hauptmenü

Ähnlich wie ein Spiel, startet auch der RPG Maker MV zunächst einmal in einem Hauptmenü. Von hier könnt ihr den Editor starten, um eure gespeicherten Projekte zu bearbeiten, fertige Spiele hochladen oder aber auch nach Spielen suchen die andere, fleißige Hobbyentwickler hochgeladen haben.

Übrigens erhalten ihr hier auch, wenn ihr euch regelmäßig einloggt, neue Assets für den RPG Maker wie beispielsweise Musik oder Hintergrundbilder.

In Zukunft wird es über den Playstation Store auch neue Kachelsets oder sonstige Grafiken zu erwerben geben – jedenfalls gibt es diverse Menüs, die darauf hindeuten. Zum Zeitpunkt unseres Tests war jedoch noch kein Zusatzinhalt verfügbar.

Karten Editor

Im Karten Editor könnt ihr mit Hilfe sogenannter Kachelsets eure Karten bauen. Eine Karte kann dabei maximal 256 x 256 Kacheln groß sein. Beginnt ihr mit dem Erstellen einer Karte, könnte ihr zunächst einmal eines der mitgelieferten Kachelsets wählen um eure Karte zu gestallten. Darüber hinaus könnt ihr, wie für ein Rollenspiel der alten Schule üblich, auch festlegen welche Zufallsbegegnungen, also Kämpfe die zufällig gestartet werden, auf der Karte auftreten können. Für mehr Kontrolle über die Kämpfe, könnt ihr dabei den Gegnergruppen auch bestimmte Regionen zuweisen, in denen sie auftauchen können. Somit könnt ihr, ähnlich wie in Pokémon Spielen üblich, Zufallsbegegnungen auch ausschließlich in hohem Gras stattfinden lassen.

Habt ihr die grundlegenden Einstellungen nun gemacht, geht es ans eigentliche Bauen der Karte. Hierbei stehen euch mehrere Ebenen zu Verfügung in denen ihr die Grafiken des Kachelsets platzieren könnt die vom RPG Maker MV jedoch automatisch gewählt werden. So wird zwischen dem Untergrund, der Dekoration und dem Vordergrund unterschieden. Da ihr die Auswahl jedoch nicht steuern könnt, müsst ihr mit Bedacht arbeiten. Wenn ihr beispielsweise eine Wiese platziert (Untergrund) darauf dann Blumen (Dekoration) und dann noch einen Baum vor die Wiese stellt (Vordergrund), ihr dann aber die Blumen austauschen wollt, macht euch der RPG Maker MV einen Strich durch die Rechnung. Wählt ihr nun nämlich andere Blumen und platziert diese auf der gleichen Kachel, wird das Programm die Blumen in den Untergrund schieben, also das Gras überschreiben und nicht die Blumen (Ein Problem, dass in dem neuem RPG Maker MZ auf dem PC übrigens behoben ist).

Es gilt also sich vorher zu überlegen wie die Karte eigentlich aussehen sollt und was man wo haben möchte, um Frust beim Bauen zu vermeiden.

Eine kleine Bau Hilfe bietet der RPG Maker MV jedoch auch noch: Den Kerker-Generator. Mit seiner Hilfe könnt ihr eine Karte auch Zufallsgenerieren lassen.

Hierbei wählt den gewünschten Boden und die Wände für euren Dungeon aus und schon erstellt der RMMV eine Karte mit Räumen und Wegen in der gewünschten Größe. Ihr müsst dann lediglich Deko hinzufügen und schon habt ihr einen ersten Kerker fertig – wobei sich dieses Vorgehen dann eher für „Dungeon Crawler“ eignet.

Datenbank

Ein wichtiger Bestandteil eines jeden RPG Maker ist die Datenbank. Hier könnt ihr alle Grundlagen des Spiels festlegen. Neben der Frage des Kampfsystems (Front oder Side-View) legt ihr hier auch Dinge fest wie die unterschiedlichen Charakterklassen die es in eurem Spiel geben soll, welche Helden es gibt, welche Fähigkeiten sie haben und welche Animationen und Effekte diese Fähigkeiten haben können.

Aber auch Gegenstände, also auch Waffen und Rüstungen, die es in eurem Spiel geben soll, werden hier angelegt, benannt und mit Werten versehen. Im Reiter „Gegner“ könnt ihr anlegen welche Monster es in eurem Spiel geben soll und natürlich auch welche Fähigkeiten diese dann besitzen.

Unter „Truppen“ könnt ihr die einzelnen Gegner dann wiederrum in Gruppen zusammensetzen und damit entscheiden welche Gegnerkonstellationen auf eure Heldentruppe treffen können. Recht praktisch ist dabei die Funktion einen Kampf direkt aus dem Truppenmenü heraus zu testen.

In der Datenbank verbringt man, gerade wenn man die Grundlagen seines Spiels definiert, relativ viel Zeit und hier fällt leider einmal mehr auf, dass eine Maus einfach das bessere Geräte wäre um den RPG Maker MV zu bedienen.

Events

Die Events oder zu Deutsch Ereignisse sind das Kernstück eines jeden Rollenspiels. Dialoge, Schätze, Kämpfe, Sequenzen, Händler und und und, all das findet mit Hilfe der Ereignisse den Weg in euer Spiel. Hierbei sind eurer Fantasie kaum Grenzen gesetzt.  

Um ein Ereignis zu erstellen, müsst ihr euch einen Ort in einer Karte aussuchen an dem das Ereignis platziert werden soll – dies macht ihr wieder direkt im Karten Editor. Habt ihr das getan, könnt ihr dem Ereignis ein Aussehen geben und bestimmen ob es sich bewegen oder stillstehen soll. Wollt ihr also eine Kiste erstellen, die der Spieler öffnen kann, so wählt ihr hier eine Kiste als Aussehen und stellt sicher, dass sie diese natürlich nicht bewegt. Im Ereignis-Editor könnt ihr dann festlegen, dass der Spieler einen bestimmten Gegenstand in sein Inventar erhalten soll – auch ein entsprechenden Soundeffekt oder eine Texteinblendung könnt ihr hier definieren. Natürlich muss die Kiste danach auch geöffnet sein und darf nicht mehr erneut benutzt werden. Hierfür habt ihr die Möglichkeit sogenannt Schalter oder auch Variablen zu benutzen, welche als Bedingungen für Ereignisse festgelegt werden können.

Bis man sich in das System der Ereignisse und den Möglichkeiten die man damit hat, so richtig reingefuchst hat, wird einiges an Zeit vergehen – bringt also Geduld mit.

Die Bedienung und Vergleich

Bedient wird der RPG Maker MV mit dem Controller was für so ein Tool nicht immer die beste Wahl ist. Die Option eine Maus anzuschließen gibt es leider nicht – zumindest hat es in unseren Tests nicht funktioniert. Eine Tastatur, für das Schreiben von Dialogen bspw. kann jedoch sehr wohl verwendet werden, da die RPG Maker hier auf die Texteingabe der Playstation setzt und diese ja bekanntlich mit Tastaturen bedient werden kann.

Grundsätzlich muss man sagen, dass das Navigieren durch die Menüs des RPG Maker oder auch das Bauen komplizierterer Events, mit dem Controller recht schwerfällig und langwierig ist und das Anlegen detaillierterer Karten geht am PC dann doch immer etwas leichter von der Hand als es auf Konsole der Fall ist.  

Das bringt uns auch direkt zum letzten großen Punkt unseren Tests – dem Vergleich der Konsolen Version mit der PC-Version.

Auf den ersten Blick sind die PC und die Konsolen Version des RPG Makers MV sehr ähnlich und auch mit der Konsolenversion kann man vollwertige Rollenspiele erstellen die Spaß machen. Jedoch machen es die fehlende Möglichkeit eigene Grafiken oder gar Musik einzufügen, schwerer sich mit seinem Spiel abzuheben oder seine eigene Vision zu verwirklichen.

Was der Konsolenversion ebenfalls fehlt, sind die Plugins. So kann man das eigene Spiel in der PC-Version durch heruntergeladene oder auch selbst geschriebene Plugins erweitern, während man in der Konsolenversion einzig auf die vorgegebenen Funktionen setzen kann.

RPG Maker MV - Das GameWire-Review
  • 7/10
    Gameplay - 7/10
  • 8/10
    Sound - 8/10
  • 7/10
    Grafik - 7/10
  • 5/10
    Steuerung - 5/10
6.8/10

Fazit

Wer sich einmal gerne als Spieleentwickler versuchen und ein eigenes kleines Rollenspiel umsetzen möchte, wird mit dem RPG Maker MV sicherlich seine Freude haben. Und für sich betrachtet ist der RPG Maker für PS4 auch wirklich gut, wenn man über die Defizite in der Bedienung mal hinwegsieht. Problematisch wird es eben erst wenn man einen Vergleich zur PC-Version zieht, denn da bekommt man am Ende eben doch das bessere Tool.

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