Empire of Sin – Im GameWire-Review

Mit Empire of Sin veröffentlichten Entwickler Romero Games und Publisher Paradox Interactive Anfang Dezember 2020 ein Strategiespiel das uns als Spieler in die Prohibitionszeit versetzt. Sprich in den Zeitraum von 1920 bis 1933. In dieser Zeit war es laut der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika verboten, Alkohol in jeglicher Form herzustellen, zu transportieren oder gar zu verkaufen. Dementsprechend ist die Gewinnmarge dieser Sinne betäubenden Köstlichkeit nicht gering gewesen.

Was die Prohibitionszeit und der Alkoholkonsum nun genau mit Empire of Sin zu tun haben, versuche ich euch mit dem nachfolgenden Review ein wenig näher zu bringen. Ich kann euch aber bereits vorweg nehmen, dass ihr den Titel auch genießen könnt, ohne an einem Cocktailglas nippen zu müssen.

Ein neuer Sheriff ist in der Stadt

Wie bereits am Anfang erwähnt finden wir uns in Empire of Sin im Chicago der 1920er Jahre wieder. Die Stadt ist in unterschiedliche Nachbarschaften aufgeteilt und es wimmelt nur so vor diversen Mafiosi die auf das schnelle Geld aus sind. Bordelle, Spelunken und Casinos sprießen nur so aus dem Boden und an jeder Ecke warten Charaktere, die einem nach dem Geld (und manchmal auch dem Leben) trachten. Als Spieler schlüpfen wir in die Rolle eines dieser Mafiosi.

Dabei stehen direkt zu Beginn eine Vielzahl an unterschiedlichen Bossen zur Auswahl. Jeder mit einem anderen Namen, einer anderen Biografie und eigenen Attributen. Je nachdem auf welchen Charakter unsere Wahl fällt werden in Zukunft die Unterhaltskosten für Bordelle günstiger oder es ist lukrativer ein entsprechendes Etablissement aufzuwerten. Andere Figuren wiederum wirken besonders überzeugend und steigern die Loyalität der eigenen Bande oder kooperieren besser mit rivalisierenden Gangs. Demnach senken sie das Risiko von anderen Banden angegriffen zu werden. Ziel des Spiels ist es – wie soll es auch anders sein – Chicago komplett für sich zu beanspruchen und das große Geld zu scheffeln.

Interessant zu wissen ist, dass sich der italienische Entwickler Romero Games während der Arbeiten am Strategiespiel im Sinne der Inspiration an realen Figuren der damaligen Zeit orientiert hat. Ich persönlich finde, dass man diesen Umstand auch durchaus merkt. Denn im Grunde wirkt Empire of Sin durchdacht und sehr real. Genau so müssen sich die Kriminellen 1920 in den USA gefühlt haben.

Nur Sterben ist umsonst

Haben wir uns letztlich für einen Leitwolf entschieden geht es auch schon los. Ein kurzes Tutorial führt uns in die ersten Gameplaymechaniken ein. Es werden die ersten Geschäfte eröffnet, ausgebaut und Aufträge erfüllt. Natürlich dürfen wir uns auch schon eine Immobilie durch Gewalt aneignen. Mir ist dieses überhaupt nicht aufdringliche Tutorial sehr gelegen gekommen. Zwar habe ich bereits einige Erfahrung in diesem Genre sammeln dürfen aber es kann nicht schaden, sich auf das jeweilige Spiel einzustellen. Wer allerdings absolut keine Lust auf Hilfestellungen hat, der kann das Tutorial auch zu jeder Zeit beenden.

Im richtigen Spiel angekommen geht es auch ohne Umschweife ans Eingemachte. „Umsonst ist nur der Tod“, dieses Sprichwort galt damals ebenso wie heute. Auch in Empire of Sin läuft nichts ohne Geld. Die einzelnen Geschäfte haben fixe Kosten damit sie überhaupt laufen und sich Gäste in ihnen einfinden können, unsere Gangmitglieder wollen ebenfalls entlohnt werden und ab und zu muss selbstverständlich auch der harte Arm des Gesetzes bestochen werden. Von abzudrückenden Schutzgeldern ganz zu schweigen. Doch woher nur die Dollar nehmen?

Hier lohnt es ich immer einen Blick in unser Auftragsbuch zu werfen. Im Spiel gibt es immer die ein oder andere Aufgabe mit der schnell 1.000 Dollar in die Kasse eingespielt werden. Doch auch unsere „Mitarbeiter“ warten mit individuellen Aufgaben auf uns. Diese sind deutlich lukrativer und winken mit richtig viel Geld. Die Erledigung dieser Aufträge dauert in der Regel nicht lange und wir lernen die Charaktere so noch ein wenig besser kennen. Wir bauen sogar so etwas wie eine Verbindung zu ihnen auf. Damit uns das spätere Abwandern zu feindlichen Banden noch schwerer belastet.

Abseits der Aufträge lohnt es sich auch immer mal wieder ein paar besetzte Gebäude anzugreifen und diese zu plündern. Als Belohnung winken neben variierenden Geldbeträgen auch diverse Waffen oder medizinische Gegenstände. Diese können anschließend auch auf dem Schwarzmarkt verhökert werden.

Ohne nennenswerte Komplikationen

Um uns eine entsprechende Immobilie mit Gewalt unter den Nagel zu reißen oder sie zu plündern, müssen wir uns in einen unausweichlichen Kampf stürzen. Dieser läuft rundenbasiert ab und macht echt Laune. Zusammen mit unseren Bandenmitgliedern stürzen wir uns also jedes Mal aufs Neue in eine Auseinandersetzung mit einer uns unbekannten Anzahl an Widersachern.

Im Kampfbildschirm bekommen wir im oberen Bereich alle Personen angezeigt, die an dem Geschehen teilnehmen. Darüber hinaus entnehmen wir diesem Bereich auch die Reihenfolge der Aktionen. Ein Jeder unserer Charaktere verfügt über unterschiedliche Aktionspunkte, welche benötigt werden, um – wie es der Name sagt – Aktionen auszuführen. So haben wir die Wahl zwischen der Fortbewegung auf der Karte und anschließendem Angriff eines unserer Widersachers oder das einfache Suchen von Deckung.

Lassen die vorherigen Worte taktische Kämpfe vermuten, muss ich euch leider etwas enttäuschen. Natürlich suchen wir hier und da Schutz hinter Kisten oder Weinfässern aber im Normalfall stellen die Partien keine große Herausforderung dar. Mit einem vierer Team ist man als Bande sehr gut aufgestellt und kommt aus den meisten Situationen ohne große Blessuren davon. Dazu zählt auch die Beseitigung eines verfeindeten Bosses mitsamt seiner Leibgarde. Auch in Unterzahl. Spaß macht es dennoch!

Simpel aber effektiv

Im Prinzip ist Empire of Sin an dieser Stelle schon erklärt, da wir die Kernpunkte bereits kennen: Wir versuchen in der Haut eines Untergrundbosses steckend unseren Standpunkt auszubauen und die einzelnen Orte Chicagos in unseren Besitz zu nehmen. Dazu erstellen wir uns zunächst eine Crew und heuern im Laufe der Zeit immer mehr Mitglieder an. Diese machen wir zu loyalen Verbündeten und befördern sie im Rahmen der internen Talent Pipeline unter anderem zu unserer Rechten Hand.

Anschließend arbeiten wir tagtäglich einige Aufgaben ab um unser Portemonnaie zu füllen und neue Geschäfte zu eröffnen. Diese bauen wir Stück für Stück aus, stellen Wachen ein und sorgen dafür dass noch mehr Geld in unsere Tasche fließt. Nebenbei gehen wir ein paar Handel oder Kooperationen ein, um unsere Ruhe zu haben und – ihr erratet es – noch mehr Geld zu scheffeln.

Sind wir unserem Gegenüber irgendwann überdrüssig geworden, schnappen wir uns unsere Bande und marschieren schnurstracks in das Hauptquartier unseres Kontrahenten. Nach einem kurzen Wortgefecht ziehen wir die Ballermänner und einige Minuten später haben wir nicht nur weitere Geschäfte, einen Kontrahenten weniger und einen Bezirk mehr. Sondern auch mehr Geld. Das investieren wir dann erneut in unsere eigenen Gebäude.

Ihr seht also dass wir unterm Strich einem simplen Spielprinzip folgen. Das ist aber völlig in Ordnung denn Empire of Sin überzeugt dennoch auf ganzer Linie. Ich denke dass der Arbeitstag eines Mafiosi auch nicht wirklich abwechslungsreicher gestaltet werden kann, denn es wird stetig demselben Schema gefolgt um am Ende mächtig, gefürchtet und reich zu sein. Und so fühlen wir uns von Spielstunde zu Spielstunde auch.

Fazit

Wie gefällt mir also Empire of Sin? Ich muss sagen dass es mir überraschend gut gefällt. Nicht weil ich im Vorfeld ein schlechtes Spiel erwartet hätte. Es ist nur so, dass ich dieses Genre zwar mag aber irgendwann die Lust verliere. Ich brauche die ergreifende und fesselnde Handlung. Die offene Spielwelt und ausgedehnte Nebenquests. Die Echtzeitkämpfe. Dennoch hat es Entwickler Romero Games geschafft, mich über mehrere Spielstunden hinweg bei Laune zu halten. Außerdem sieht das Spiel gut aus und die Atmosphäre zog mich direkt in ihren Bann. Mit Ende dieses Tests bin ich schon fast etwas wehmütig, mich nun einem anderen Spiel widmen zu müssen. Aber so ist es eben. Chicago, ich werde dir aber definitiv noch einmal einen Besuch abstatten und mein Imperium mit Plörre weiter ausbauen!

Empire of Sin - Im GameWire-Review
  • 9/10
    Gameplay - 9/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 9/10
    Grafik - 9/10
  • 8/10
    Steuerung - 8/10
8.8/10

Fazit

Empire of Sin macht wirklich vieles richtig und es unterhält auch langfristig. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des einfachen Gameplays. Entwickler Romero Games verzichtet auf unnötigen Schnickschnack und konzentriert sich auf die wesentlichen Inhalte. Das merkt man dem Titel an und deswegen ist es eine klare Empfehlung. Auch für den ein oder anderen kurzen Abstecher ins Chicago der 30er Jahre. Und Pflicht für jeden Spieler der sich schon immer wie ein waschechter Untergrundboss fühlen wollte.

Folge und Teile uns: