Godfall – Das GameWire-Review

Fast pünktlich zum hiesigen Launch der PlayStation 5 erschien der Loot-Slasher mit dem wohlklingenden Namen Godfall für PC und Sonys Next Gen-Konsole. Das von Counterplay Games entwickelte Hack & Slay überzeugt auf den ersten Blick durch seine grafisch eindrucksvolle Präsentation. Aber können auch die spielerischen Elemente und die Handlung überzeugen? Oder entpuppt sich das ambitionierte Werk als Next Gen-Blendwerk? Diesen Fragen wollen wir im folgenden Review zu Godfall nachgehen.

Die versteckte Geschichte

Eine dieser Fragen können wir direkt zum Einstieg beantworten. Wer Godfall wegen der Handlung spielen sollte, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Die beiden durch Blutsbande verbunden Krieger Orin und Macros duellieren sich, da einer den Verlockungen gottgleicher Macht erliegt und der andere ihn aufhalten möchte. Ein durchaus episch inszeniertes Intro liefert hier den Grundstein für alles was in den kommenden 15-20 Stunden noch kommt. Orin, der nicht wahnsinnige der beiden Brüder, wird beim Kampf schwer verwundet und liegt im Sterben. Doch mit letzter aufbäumender Kraft und unter Anleitung des geheimnisvollen Konstrukts Siebtes Sanktum macht er sich auf die drei Reiche zu befreien und seinen Bruder Macros zu vernichten.

Und das war es auch schon. Viel mehr Geschichte gibt es nicht. Viel mehr Geschichte braucht man allerdings auch nicht für diese Art von Spiel. Zwar erlebt man von Zeit zu Zeit neue Story-Schnipsel, diese sind allerdings ebenso belanglos wie unnötig. In “bester” Destiny-Manier erfolgt das Worldbuilding größtenteils über Kodex- und Tagebucheinträge. Wer möchte, erfährt hier alles über die Valorischen Krieger und kann so tiefer in diese versteckte Geschichte eintauchen. Das ist aber kein Muss, denn die papierdünne Handlung ist nun wirklich nicht das Hauptaugenmerk des Titels.

Godfall Review Sanktum

Der Gott des Gemetzels

Stattdessen geht es in Godfall in erster Linie um die Kämpfe gegen unzähligen feindlichen Bewohner der verschiedenen Reiche. Auch hier orientiert man sich ein Stück weit an Destiny. Nicht was das Kampfsystem angeht, wohl aber das gegnerische Design. Hier trifft man ebenso auf der Fantasy entliehene Ritter und Kobolde, aber auch geheimnisvolle Roboterwesen und schattenhafte Attentäter. Vom Fernkämpfer, über wendige Nahkämpfer bis hin zu Tanks und Heilern ist hier jedmögliche Klasse vertreten, die man sich vorstellen und derer man mit reiner Waffengewalt und einer Portion Taktik beikommen kann.

Beeindruckender sind hier gewiss die Bosse, denen man gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden mit der richtigen Taktik, etwas Glück und der ordentlicher Ausrüstung begegnen sollte. Generell bietet das Kampfsystem von Godfall ein buntes Potpourri der gängigsten Third Person-Action-Titel. Leichte und schwere Angriffe sind hier quasi Pflicht, wobei die geschickte Kombination der beiden für ein sehr viel befriedigenderes Ableben der Gegner sorgt. Aufgeladene Spezialattacken, ein besonders mächtiger Angriff, Abwehr- und Pariermöglichkeiten, Finisher und besondere Schildattacken runden das Erlebnis ab. Hier ist für jeden was dabei.

Für weiteren Tiefgang sorgen die freischaltbaren Valorkürasse, die wiederum eigene Builds repräsentieren. Das Kampfsystem geht nach einer kurzen Zeit gut von der Hand und sorgt für einen angenehmen Flow. Allerdings ist das Lock On-System nicht ausgereift, da der Wechsel zwischen den Zielen nur umständlich funktioniert. Außerdem reagiert Orin etwas zeitverzögert damit, den Schild zu heben. Dennoch kann man gerade mit den Kämpfen ordentlich Spaß haben.

Godfall Review Speer

Loot, Loot und … noch mehr Loot!

Und wofür das alles? Selbstverständlich für gute Beute, quasi das Loot im Genrebezeichnenden Begriff Looter-Slasher. Egal ob man alleine spielt, oder gemeinsam mit bis zu zwei weiteren Freunden, Feinden oder Fremden, Godfall schüttet an Schatzkisten oder durch besiegen bestimmter Mini- oder Endbosse Loot in rauen Mengen aus. Gemeinsam mit anderen macht das durchaus viel Spaß ständig zu überprüfen, ob man nicht gerade etwas besseres aufgesammelt hat, als Solist wirkt die Menge etwas fehl am Platz. Nichtsdestotrotz darf man sich über Waffen und Ausrüstung in verschiedenen Stärken und Seltenheits-Abstufungen freuen. Diese haben wiederum Auswirkungen auf die drei Grundwerte Macht, Geist und Vitalität.

Tatsächlich ist es am Ende recht motivierend Beute zu sammeln, zu vergleichen oder im Hub zu verstärken. Leider fühlt sich das im Rahmen der Story immer etwas aufgesetzt an und andere Genrevertreter vermitteln den Reiz des Lootens einfach besser. Dafür gefallen die fünf verschiedenen Waffentypen, die sich unterschiedlich spielen, wodurch man in Kombination mit den 12 freischaltbaren Rüstungen jede Menge Raum zum Experimentieren hat.

Der repetitive Aufstieg

Einige Kritikpunkte stören aber den grundsätzlich eher guten Eindruck des Spiels. Zum Beispiel ist das Missions- und Leveldesign viel zu generisch und uninspiriert. Nicht grafisch oder technisch (dazu kommen wir noch), sondern aus spielerischer Perspektive. Godfall ist dahingehend ein unwahrscheinlich widersprüchlicher Titel. Die Level sind auf der einen Seite wie mittelgroße Open World-Abschnitte gestaltetet, bieten aber gleichzeitig so wenig Wiedererkennungswert und verwinkelte Schlauch-artige Areale, dass man sich trotz der offensichtlichen Zielführung durch Marker gerne mal verläuft. Es ist eigenartig, wie wenig Mühe man sich beim Leveldesign gegeben zu haben scheint.

Ansonsten sind die Aufgaben innerhalb der verschiedenen Missionen leider meist recht monoton. Gehe hierhin, besiege Gegner X, gehe dorthin, aktiviere etwas und überlebe Zeit X, und so weiter. In einer Gruppe von drei SpielerInnen stört das weniger, wenn man als Solist allerdings die Kampagne durchspielt stößt einem die repetitive Aufgabenstellung und -Verteilung recht schnell sauer auf. Zumal man vor den jeweiligen Bossen der Reiche auch noch durch eine willkürlich gesetzte Blockade dazu angehalten wird, bereits besuchte Abschnitte erneut auszuwählen, um Artefakte zu sammeln. Hat man derer genügend im Inventar, kann man zum nächsten Bosskampf und die Story fortsetzen.

Nebenher sammelt man fleißig Loot und selbstverständlich auch Erfahrungspunkte, um den eigenen Kürass aufzuleveln. Steigt man in der Stufe, können Skillpunkte in verschiedene Bereiche investiert werden, um Orin zu verstärken. Mehr Schaden bei bestimmten Angriffen, bessere Parierfähigkeiten, eine höhere Energieleiste oder mächtigere Spezialattacken: Es warten genügend Talente darauf, aktiviert, beziehungsweise verstärkt zu werden. Hier gibt es eigentlich kaum etwas auszusetzen. Die Talentbäume sind umfangreich und laden dazu ein, den Charakter den eigenen Wünschen entsprechend auszurichten.

Ein paar Worte zur Technik

Grafisch und technisch gibt es eigentlich wenig auszusetzen. Zumindest dann, wenn man sich auf den äußerst kontrastreichen, beinahe bunten Grafikstil und den comicartigen Look einlassen kann. Die Weitsicht hätte generell noch etwas besser ausfallen können und manchmal trüben aufpoppende Texturen etwas den Gesamteindruck, aber grundsätzlich ist Godfall ein sehr schönes Spiel. Gerade die unzähligen Partikel- und Lichteffekte schreien geradezu “Next Gen”. Dazu läuft das Spiel sehr flüssig, sowohl im Auflösungs- (nativ 4K bei 30fps) als auch im Performance-Modus (skalierte 4K-Auflösung bei gefühlt stabilen 60 fps).

Godfall Review Grafik

Der Sound ist wuchtig und unterstützt die Optik wunderbar, auch wenn sich gerade die Musik zu häufig in Belanglosigkeit verliert. Auch wird das haptische Feedback des DualSense-Controllers nicht annähernd ausgereizt. Ja, es gibt gerade Vibrationseffekte, welche die Immersion verstecken können, aber die adaptiven Trigger werden bei einem Astro’s Playroom oder auch dem Remake von Demon’s Souls geschickter und spürbarer genutzt. Auswirkungen auf die Wertung hat dies aber selbstverständlich nicht, da es die reine Spielbarkeit keinesfalls beeinflusst.

Fazit zu Godfall

Auf den ersten Blick könnte Godfall der typische Next Gen-Konsolen-Launchtitel sein. Grafisch opulent und spielerisch solide. Und ja, ein Stück weit trifft das auch zu. Die Geschichte ist so austauschbar, dass ich am Ende nicht einmal mehr eine vernünftige Zusammenfassung in den Windungen meines Erinnerungsvermögens finde. Der Einstieg wirkt leider ebenso beliebig und monoton. Aber spätestens im zweiten der drei Reiche hat es bei mir Klick gemacht und ich konnte mich im durchaus spaßigen Gameplay-Loop verlieren. Der erste Looter-Slasher erfindet das Rad gewiss nicht neu, aber bietet genügend Umfang für eine mehr als kurzweilige Spielerfahrung und kann gerade im Spiel mit anderen überzeugen. Da sieht man dann auch über das repeptitive Spieldesign, die fehlende Identität und die beinahe inflationäre Loot-Ausschüttung hinweg.

Ich hatte nach einer Eingewöhnungszeit, in der ich herausfinden musste, was für eine Spiel Godfall am Ende sein möchte, durchaus Spaß im Geschnetzel gegen die zahlreichen Gegner und cool inszenierten Bosse. Wer sich für Hack & Slays in zugegebenermaßen sehr hübscher Optik interessiert und eine PlayStation 5 oder einen potenten PC sein Eigen nennt, sollte einen Blick riskieren.

  • 7.5/10
    Gameplay - 7.5/10
  • 6.5/10
    Sound - 6.5/10
  • 8/10
    Grafik - 8/10
  • 7.5/10
    Steuerung - 7.5/10
7.4/10

Zusammenfassung

Godfall ist ein solides Hack & Slay und ein grafisch guter Next Gen-Einstieg. Wer eine mitreißende Story oder tiefgreifende Spielmechaniken erwartet, wird enttäuscht sein. Alle anderen werden mit dem Titel eine kurzweilige und actionreiche Zeit haben können.

Folge und Teile uns: