6. Dezember 2024

Immortals: Fenyx Rising – Im GameWire-Review

Viele Sagen und Legenden ranken um die griechischen Götter, allen voran Ikonen wie Zeus, Hera oder auch Poseidon und Ares. Der mythologische Stoff auf Griechenland hat schon für so manche Spieleserie herhalten müssen, allen voran wohl die prominente God of War-Reihe oder auch vor nicht allzu langer Zeit für einen der Assassins Creed-Ableger, Odyssey. Aus der gleichen Schmiede wie auch Odyssey, dem bekannten Entwickler Ubisoft, kommt nun der vermeintliche Start einer neuen Reihe. Entstanden als Glitch der Assassinen-Reihe und dann als eigenes Projekt fortgesetzt, besprechen wir heute Immortals: Fenyx Rising.

Wie der Name suggeriert, spielen wir als Titelheld/in Fenyx. Der Charakter kann zu Beginn des Spiels komplett frei vom binären System erstellt werden. Feminine oder maskuline Stimme, lange Haar, Bart, kein Bart, grüner Bart, bunte Augen und so weiter; die Möglichkeiten sind nicht unbegrenzt, bieten aber innerhalb des eher comichaften Mikrokosmos‘ des Spiels einiges an Möglichkeiten, um einen außergewöhnlichen Charakter zu erschaffen. Im späteren Verlauf kann diese Auswahl auch komplett revidiert werden, also muss man nicht allzu viel Zeit hier zubringen, wenn man lieber – ohne spätere Reue – schneller ins Spiel einsteigen möchte.

Fenyx erwacht am Strand und muss feststellen, dass alle ihre Freunde und ihre liebsten versteinert worden sind, ebenso wie die Mehrheit der Lebewesen auf der Goldinsel. Diese eigentlich sonst so idyllische Inselgruppe ist dem boshaften Dämon Typhon in die Hände gefallen, seines Zeichens Sohn eines Titanen und somit eingeschworener Feind der Götter. Beim Ausbruch aus seinem Gefängnis gelingt es ihm, den Göttern ihre Fähigkeiten abzunehmen.

Ob nun Bestimmung, Zufall oder ein anderes narratives Konzept hier an dieser Stelle auch greifen mag, es liegt nun an Fenyx, den großen Göttern, wie Ares oder Aphrodite, zur Seite zu stehen und ihnen ihre mächtigen Fähigkeiten zurückzubeschaffen. Unterstützung erhält sie dabei von Hermes, dem Götterboten und ihrem treuen Begleiter Phosphor, dem Phönix.

Immortals: Fenyx Rising nimmt sich selbst nicht immer so ernst und transportiert eine der optischen Ausrichtung des Titels passende Geschichte, die mit einem seichten Tempo, einer gewissen Menge an Humor und etwas Slaptsick daherkommt. Man möchte versucht sein, Immortals: Fenyx Rising als „nicht noch so eine Götter-Story“ abzustempeln, aber im Grunde ist das Spiel genau das. Nicht mehr und nicht weniger. Dennoch wird das Ganze auf eine sehr sympathische Art und Weise rübergebracht, die es einem erlaubt, die seichte Story zu verschmerzen und den Ablauf zu genießen. Es muss auch nicht immer schwere Kost sein.

Und obgleich sich Immortals: Fenyx Rising ebenfalls des Konzepts einer offenen Welt annimmt, gibt es nur wenige Parallelen zu bekannten Ubisoft-Reihen. Es gibt die obligatorischen Sammel-Gegenstände, Areale von legendären Gegnern und natürlich jede Menge freie Fläche, die es zu durchqueren und entdecken gilt. Dennoch wird schnell klar, dass Fenyx‘ Abenteuer sich primär am Primus The Legend of Zelda orientiert, genaugenommen am Switch-Meisterwerk Breath of the Wild.

Der Nintendo-Titel hatte zum Start der Switch die Definition der Open-World neu definiert und überzeugte vor allem durch eine authentische Welt, in der es tatsächlich an jeder Ecke etwas zu entdecken gab. Schnell wird jedoch klar, dass eine Kopie des Explorationssystems nicht zwangsweise die gleiche Qualität aufweisen kann, auch wenn ein erfahrenes Studio dahintersteht. Zwar bietet auch die Welt von Immortals: Fenyx Rising an vielen Ecken und Enden fordernde Rätsel, spannende Kämpfe und weitere Aufgaben, jedoch fehlt es an Interaktivität mit der tatsächlichen Umwelt.

Dungeons, Puzzles und spezielle Monster sind eine Sache, fehlende Dörfer, NPCs und eine atmosphärische Belebung der Spielwelt eine andere. Sicher, die Geschichte in Fenyx Rising gibt vor, warum diese Komponenten nicht zu finden sind, jedoch fehlt es daher an echter „Welt“. Egal, in welche Richtung man sich begibt, man findet lediglich weitere Aufgaben und Kämpfe. Nur an wenigen Stellen im Spiel lassen sich beispielsweise Orte mit Bewohnern oder dergleichen finden.

Ein Umstand, der in Breath of the Wild ein anderer war und der maßgeblich dazu beigetragen hat, die Welt so interessant und einladend zu gestalten. Über diesen Umstand können auch die angebotenen Sammelgegenstände und täglichen Herausforderungen nicht hinwegtäuschen, die mit kleineren Belohnungen, wie etwa Alchemie-Zutaten oder Gold locken.

Das spielerische Konzept leiht sich jedoch einige der Schlüsselkomponenten von Nintendos Flaggschiff. So hat auch Fenyx eine Ausdauer-Leiste, die vorgibt, wie hoch man klettern, beziehungsweise welche Bereiche man wann erreichen kann. Des Weiteren sind Risse in der Welt verteilt, die in die Gewölbe des Tartaros – der Unterwelt – führen, in denen man neben Schätzen und Verbesserungen auch Rätsel, Kämpfe und Geschicklichkeitsaufgaben finden kann. Diese erinnern stark an das Schrein-Konzept der Vorlage und machen keinen Hehl daraus, dass sie genau das auch sein sollen.

Die Gewölbe machen einen Großteil des Spiels aus, so finden auch Bosskämpfe und wichtige Elemente der Geschichte dort ihren Ursprung. Da sich diese in einem isolierten Areal befinden, ist vor allem das Level Design gefragt, um herausfordernde Aufgaben zu schaffen. Diese müssen in der Regel ohne jegliche Spielerführung und nur unter Nutzung der bekannten Fähigkeiten und physikalischen Grundkenntnissen gelöst werden. Hierbei macht das Team von Ubisoft eine durchaus gute Figur, so sind die Gewölbe in der Regel fordernd, aber nicht unfair.

Gleiches kann man für die Kämpfe auf den höheren Schwierigkeitsgraden auch behaupten. Je nach Gegnermenge sind die Kämpfe spannend, schnell und verlangen die Nutzung aller Skills und Techniken, um siegreich aus ihnen hervorzugehen. Auch wenn es insgesamt nur wenige Gegnertypen gibt, so kommen diese doch in unterschiedlichen Abstufungen, die auch mit speziellen Fähigkeiten daherkommen.

Jeder Gegner verfügt neben seiner Lebensenergie auch über eine Leiste, die seinen Betäubungsgrad angibt. Schmettert man heftige Angriffe auf einen Gegner, wird dieser über kurz oder lang für einige Sekunden außer Gefecht gesetzt. Dieses Zeitfenster, welches stark an den Limitbreak aus Final Fantasy-Spielen erinnert, muss genutzt werden, um den maximalen Schaden auszuteilen. Je mehr man draufhaut, desto schneller nimmt die Betäubung aber auch wieder ab. Also sind auch in diesem Falle die richtigen Fähigkeiten der Schlüssel zum baldigen Ableben eines Feindes.

Fenyx lernt mit der Zeit immer weitere Attacken, die sich mit Skillpunkten freischalten und verbessern lassen. Dazu kommen noch göttliche Gaben, die teilweise passiver, teilweise aktiver Natur sind und so beispielsweise einen zweiten Versuch gewähren oder einen Speersturm auf Feinde niederregnen lassen. Das Kampfsystem ist schnell, einfach zu erlernen und belohnt für Agilität und die Kombination verschiedener Techniken und Waffen. Derer gibt es drei: Eine Einhand-Waffe mit Schild, eine schwere Zweihand-Axt und den obligatorischen Bogen. Letzterer wird teilweise auch für Rätsel benötigt, da sich Pfeile auch manuell steuern lassen und so die eine oder andere entfernte Fackel entzünden können.

Besagte Waffen und Rüstungsteile lassen sich überall in der Welt in unterschiedlichster Form finden. Ob nun einzigartige Gegenstände oder visuell aufeinander abgestimmte Sets; jedes Teil kommt mit speziellen Boni daher, die beispielsweise den Schaden bei niedriger Lebensenergie verändern, die Betäubungsgeschwindigkeit verbessern oder auch die eigene Ausdauer beeinflussen. Die Optik eines Ausrüstungsgegenstandes lässt sich beliebig auf andere Teile übertragen, wodurch die besten Attribute nicht zwangsläufig mit einem visuell wenig ansprechenden Hauptcharakter einhergehen müssen. Man hat hier die volle Kontrolle, wie die / der eigene Fenyx aussehen soll. Cool!

Und auch die Welt von Immortals: Fenyx Rising reiht sich in diesen visuell ansprechenden Gesamteindruck ein. Auf der PS5 sieht der Titel sowohl im Performance- als auch im Grafik-Modus hervorragend aus. Ob man nun mit der besten Grafik oder mit einer möglichst hohen Framerate spielen möchte, Ubisoft hat hier ganze Arbeit geleistet. Immortals kommt mit einer enorm weitreichenden Sichtweite daher, die auch als spielerführendes Element genutzt werden muss und kann und garniert dabei Flora und Fauna mit einer wunderschönen und farbenprächtigen Optik, die Material für viele Screenshots und Fotomodus-Stunden bietet.

Der eher seichte Grafik-Stil, der sich eher im comichaften Spektrum ansiedelt, sorgt vor allem für die Möglichkeit, hier in Punkto Kontrast und Farblehre ein wenig über dem gewohnten Raster zu wandern, was vor allem auf leistungsstärkeren Bildschirmen mit den richtigen Einstellungen für viele schöne Momente sorgt, die hier und da gerne auch Mal vom eigentlichen Spiel abzulenken versuchen.

Auch auditiv verlagert sich die Spielerfahrung in eine gewisse Epik, die mit vielen mysteriösen und zauberhaften Klängen und Gesängen das Geschehen unterstützt. Es ist eine magische, mystische Welt, in der Immortals: Fenyx Rising stattfindet. Und die musikalische Untermalung lässt an diesem Umstand keinerlei Zweifel übrig.

Lediglich einige Bugs und Gliches trüben dieses Gesamtbild. So sind wir manches Mal durch den Boden ins Nichts gefallen und mussten uns mit einem Neustart retten und konnten – unfreiwillig – durch den Wechsel der Sprache zur „richtigen“ Zeit, die deutsche Sprachausgabe mitsamt Untertiteln komplett unzugänglich gemacht. Nur eine komplette Neuinstallation konnte diesen Umstand beheben. Obgleich wir hierbei nicht über Blocker oder ernstzunehmende Exploits lamentieren, sind diese Probleme doch nervig und unnötig. Ob und wann es Patches geben wird, ist auch fraglich, da es sich zumindest bei der Kollisionsabfrage sicherlich nicht um ein spezifisches, lokales Problem gehandelt haben wird.

  • 8.4/10
    Gameplay - 8.4/10
  • 8.6/10
    Sound - 8.6/10
  • 8.5/10
    Grafik - 8.5/10
  • 8.5/10
    Steuerung - 8.5/10
8.5/10

Zusammenfassung

Trotz der Fehler der beschriebenen Probleme konnte Immortal: Fenyx Rising mich absolut überzeugen. Es ist definitiv kein reiner Breath of the Wild-Klon, nutzt aber einige der Elemente des Vorbilds und mischt so einen Cocktail aus Assassins’s Creed und dem Nintendo-Meisterwerk zusammen, der – gepaart mit dem Setting – ein solides Debut darstellt. Das Gezeigte macht Lust auf mehr, daher hoffe ich sehr, noch weitere Abenteuer im Immortals-Universum erleben zu können, welche mit so „likeable“ Charakteren, einer hervorragenden Optik und einem zugänglichen Gameplay daherkommen.