In Rustler übernimmt man die Rolle von Guy, einem Dieb und Bully, der sich schnell als der perfekte Charakter herausstellt, um in alle möglichen mittelalterlichen Possen einzusteigen.

Narrativ bewegt sich der Titel hier auf den Ebenen von klassischen GTA-Spielen, soll heißen, es bedarf keiner wirklich ausgefeilten Story, die um die Hauptfigur herumgestrickt wird. Rustler ist vielmehr eine Momentaufnahme aus dem Leben eines Halunken, dem jedes Mittel recht ist, um sich zu bereichern oder Ärger zu stiften.

Das Spiel mixt dabei mittelalterliche Klischees mit popkulturellen Referenzen, wie Graffiti, Beatboxing oder dem permanenten Drang dazu, in jeden noch so kurzen Dialog neumoderne Dinge mit einfließen zu lassen. Ein Pferd umlackieren, um der Polizei zu entkommen? Einer rappenden Bardentruppe in den verdreckten Straßen zuhören? Vor Blaulicht-Rittern zu Pferd fliehen? In Rustler stellen diese und noch weitere absurde Dinge den Alltag dar. Nicht umsonst nennt Entwickler Jutsu Games Rustler auch „Grand Theft Horse“.

Und während wir des Öfteren schmunzeln konnten, ist es doch eben genau dieser Mix, der uns hier und da sauer aufstößt und uns eine Frage immer wieder in den Kopf schnellen lässt: Wie hätte der Titel wohl gewirkt, wenn diese vermeintlichen Fremdkörper-Referenzen nicht mit von der Partie wären? Stimmiger und immersiver, glauben wir.

Man kann den Titel als mittelalterlichen Sandkasten verstehen, in dem man entweder seine Freiheit genießen und einem kriminellen Leben nachgehen kann oder sich halt doch ab und an der Hauptgeschichte und den dazugehörigen Missionen zuwendet, in denen es ganz klassisch auf Beutezüge geht, Pferde gestohlen werden müssen, es Turniere zu bestreiten gilt oder auch Mordaufträge auf die Spieler warten.

Aufwand und Komplexität der Missionen steigt mit der Zeit an, ganz so wie auch das Arsenal des Charakters. Kämpft man zu Beginn mit Keulen, findet man recht zügig Schilde, Schwerter, Armbrüste und weitere Kriegswerkzeuge, die mitgeführt werden können. Ganz im Sinne von GTA gehen diese Sachen natürlich flöten, wenn man das Zeitliche segnet oder von den Wachen geschnappt wird.

Daher ist es umso wichtiger, sich im Kampf auf die richtige Strategie und die eigene Stamina verlassen zu können. Der Kampf wird im Twin-Stick-Stil gehandhabt und baut auf ein Abwehr- und Ausweichsystem auf. Nur wer im richtigen Moment mit dem Schild gegnerische Attacken abwehrt oder ihnen entkommt und dabei die Ausdauer nicht aus den Augen lässt, wird noch genug Reserven haben, um feindliche Truppen auszuschalten.

Je nach Gegnertyp bedarf es hier manchmal weniger, manchmal mehr Hieben, um siegreich aus dem Kampf hervorzugehen und nicht selten befindet man sich in der Unterzahl. Die richtige Taktik und ein bedachtes Vorgehen stellen daher den Kern des Kampfes dar, obgleich eine Aktion selbst nur aus simplen Buttonmashing besteht.

Generell gibt es in Rustler auch eine Menge zu tun, hat jedoch im Kern einige Unstimmigkeiten, die davon schnell ablenken. Während der angesprochene Kampf tadellos funktioniert und mit eine der absoluten Stärken von Rustler verkörpert, stellt sich das Pferdereiten als vertane Chance heraus. Reitet man zu schnell und trifft auf Hindernisse, fliegt man recht zackig vom Gaul. Klar. Hierbei stören jedoch unsaubere Collides und die recht träge Pferdesteuerung, um als solche Gefahren angemessen reagieren zu können. Dies beeinflusst beispielsweise auch den Kampf zu Pferd auf negative Art und Weise.

Das Fehlen von vernünftigen Auto-Save-Punkten führt zudem dazu, dass man teilweise längere Strecken zu einem Missionsgebiet nach einem Ableben wiederholen muss, da der Titel hierfür keine Lösung parat hält. Das ist nicht nur nervig, sondern auch wenig zeitgemäß.

Audiovisuell bietet Rustler genau das, was man erwarten würde. Der Titel stellt sich als 3D-GTA2-esques Spiel heraus, stilecht mit einer Topdown-Kamera-Perspektive und einer derb inszenierten Welt, die zu vulgären Humor des Spiels passt. Die musikalische Untermalung stellt ebenfalls eine Hommage an Rockstars Klassikers dar und nutzt jede Gelegenheit, diese alten Erinnerungen aufleben zu lassen. Begleitet wird dieser Umstand von neumoderner Musik, die – wie bereits erwähnt – fremdkörperartig in Rustler verankert wurde.

  • 7.5/10
    Gameplay - 7.5/10
  • 6.5/10
    Sound - 6.5/10
  • 8/10
    Grafik - 8/10
  • 6.5/10
    Steuerung - 6.5/10
7.1/10

Zusammenfassung

Rustler ist eine durchaus interessante Neuinszenierung vergangener Tage und zeigt deutlich, dass nicht alle Konzepte gut altern, manche es jedoch durchaus können. Wenn auch das Vermischen von mittelalterlicher Szenerie und Popkultur für uns nicht wirklich verständlich ist, hat uns der Sandbox-Anteil dennoch überzeugt. Rustler ist ein passabler Titel für Zwischendurch und kann mit guten Gewissen auf die Liste wandern. Der nächste Urlaub kommt bestimmt, warum also nicht im Beatbox-Mittelalter?

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