Nine Parchments – Das GameWire Review


Mit Trine haben die klugen Köpfe bei Frozenbyte eine bewegende Welt erschaffen, in der Harmonie auf spielerische Leichtigkeit trifft und obendrein auch noch wunderschön anzusehen ist. Nun melden sie sich zurück und präsentieren mit Nine Parchments erneut eine Geschichte rund um Magie und geheimnisvolles, die zudem im gleichen Universum angesiedelt ist. Dieser Test behandelt eben diesen Titel.

Nine Parchments dreht sich um eine Gruppe von Zauberern in Ausbildung, die sich auf ein Abenteuer quer durch das Land begegnen, um magische Pergamente zurückzuholen. Die Geschichte bleibt daher zweckmäßig subtil, gibt den Charakteren aber durch allerlei Monologe dennoch genug Raum, sich zu entfalten und an Tiefe zu gewinnen. Man spürt recht schnell die fachmännische Präzision, die auch Trine bereits mit wenig Füllmaterial narrativ voluminös wirken ließ.

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Und so stellt sich diese zauberhafte Welt erneut als glaubhaft und ehrlich dar und zeigt unterschiedliche Facetten ihrer selbst. Man bekommt hier sicherlich ein tiefes Dialogsystem oder ellenlange Cutscenes geboten, aber der „Geschichte auf dem Wege“-Ansatz funktioniert für Nine Parchments einfach nur hervorragend.

Am ehesten könnte man Nine Parchments als Twin-Stick-Koop-Shooter beschreiben. Bis zu vier Spieler können das Abenteuer zusammen erleben und sich dabei mit Synergien ihrer Fähigkeiten gegenseitig unterstützen. Da die Charaktere allesamt der gleichen Zunft entspringen sind auch ihre Fähigkeiten ähnlicher Natur. Die Zauber, wie beispielsweise ein Feld aus dunkler Magie, ein Eisstrahl oder auch eine elektrisch aufgeladene Schockwelle, können zu unterschiedlichen Zeiten gelernt werden, obwohl andere sie gegebenenfalls bereits zu Beginn zur Verfügung haben. Jeder Spruch verfügt über einen eigenen Pool an Energie, der sich langsam wieder auffüllt. So muss man stetig zwischen den Sprüchen wechseln, um nicht aus der Energieversorgung zu laufen. Ein interessanter Ansatz.

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Darüber hinaus verfügt jeder Charakter über passive Talente, die dann Zauber verbessern oder den/die Zauberer/in an sich betreffen. Mit jedem Level Up erhalten die Charaktere einen Punkt, der dann in ein solches Talent investiert werden kann. So baut man sich nach und nach eine Kette aus Talenten zusammen, die dann bei allen Anläufen unterschiedlich ausfallen kann.

In Kisten und von größeren Gegnern kann man zudem Hüte und Zauberstäbe erbeuten. Hüte sind kosmetischer Natur und sehen in der Regel einfach nur gut aus, wohingegen Zauberstäbe gewisse Attribute verbessern und sich so beispielsweise an Elementen orientieren. Wer alle haben will, wird wohl an mehreren Durchläufen nicht vorbeikommen, was aber aufgrund der Art und weise, wie neue Charaktere freigeschaltet werden, ohnehin so gewollt ist. Diese – und ihre alternativen Skins – werden nämlich durch gewisse Aktionen im Spiel ausgelöst, die beispielsweise am Besitz eines bestimmten Zauberstabs hängen.

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Hier macht Nine Parchments jedoch keinen wirklich eindrucksvollen Job. Wie man gewisse Ausrüstung findet oder bestimmte Charaktere freispielt wird quasi nicht erklärt. Generell, Erklärungen  zu Systemen gibt es zu Beginn in geballter Form, aber im Spiel selbst lebt man so ein bisschen von seinem Gedächtnis. Sicher, es ist an und für sich schon recht simplifiziert, jedoch hätte man auch nicht ganz so arg im Dunkeln tappen müssen. Der Vier-Spieler-Koop wird dadurch zudem zu Beginn seiner Diversität beraubt, da ungefähr ein Spieldurchlauf vonnöten ist, um die ersten 1-3 Charaktere freizuschalten.

Der kooperative Part ist da wesentlich besser gelöst. Es macht einfach Laune, zu viert über den Bildschirm zu zappen und sich gegenseitig zu unterstützen – oder auch zu behindern. Nine Parchments verfügt nämlich über einige Einstellungsmöglichkeiten, die Friendly Fire betreffen. Wenn man dann nicht gut aufeinander abgestimmt agiert, legt der Feuerball eines Mitspielers seine Partner lahm, anstatt die Gegnerhorden Zu dezimieren. Das ist auf höheren Schwierigkeitsgraden umso schmerzhafter. Ist die gesamte Gruppe ausgelöscht, gibt es für einen Spieler eine „Letzte Chance“, die ihn wiederbelebt und so das Ruder nochmal rumreißen kann. Andere Spieler rücken dann mit der Zeit wieder nach. Die „Letzte Chance“ funktioniert übrigens auch im Singleplayer. Ansonsten gibt’s aber auch relativ gut platzierte Checkpoints. Etwas ungünstig ist es aber, dass man nur eine Kampagne zur selben Zeit laufen lassen kann. Das bedeutet, dass man nicht von einer Mehrspieler- zu einer Solo-Kampagne wechseln kann. Möchte man dies tun, geht der aktuelle Stand verloren.

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Und wer Trine kennt, weiß, dass das Team von Frozenbyte dazu in der Lage ist, wunderschöne, optisch anspruchsvolle Welten zu gestalten. Nicht selten gerät man ins staunen und begutachtet die hervorragend ausgeleuchteten Areale, die zumeist mit satten Farben und einer fantastischen Bildsprache daherkommen. Und selbst bei vier Spielern, die alle ihre Effekt geladenen Zauber zum besten geben, bleibt der Titel stabil und sauber. Die musikalische Untermalung passt da genau rein, ist sie doch ebenfalls farbenfroh, mal friedlich, mal spannend. Und erneut ist es dem finnischen Team gelungen, mit soliden Synchronsprechern eine tolle (englische) Sprachkulisse zu erschaffen, die das Spiel nicht nur zu Beginn unterhält, sondern auch währenddessen mit Monologen das Geschehen kommentiert. Toll!

Wir haben uns übrigens zu Testzwecken sowohl die PS4- als auch die Switch-Fassung angeschaut und waren von beiden begeistert, hatten jedoch aufgrund der Handheld-Option mit der Switch-Version mehr Spaß. Nine Parchments sieht auf dem großen Bildschirm einfach hervorragend aus und zeigt sich auf dem Screen der Switch als ebenso farbenfrohe, wunderschöne Grafikpracht. Wer beide Systeme hat, dem sei die Switch-Fassung ganz besonders ans  Herz gelegt. Der Preis von 19,99€ ist auf beiden Systemen der gleiche.

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Mit Nine Parchments findet ein sehr gutes, unkompliziertes Koop-Vergnügen seinen Weg auf die Switch. Genau so, wie wir uns es für die Zukunft auch weiterhin erhoffen. Der mittlerweile gut gefüllte eShop bedarf keiner “Es ist halt alternativlos”-Ausreden mehr, aber diese hat Nine Parchments auch absolut nicht nötig. Wer ein kurzweiliges, wunderschönes Abenteuer für seine Switch sucht, ist hier genau richtig. Mir hat der Titel enorm viel Freude gemacht. Im Koop noch immer.


  • 9.5/10
    Gameplay - 9.5/10
  • 9.6/10
    Sound - 9.6/10
  • 9.8/10
    Grafik - 9.8/10
  • 9.5/10
    Steuerung - 9.5/10
9.6/10

Kurzfassung

Mit Nine Parchments findet ein sehr gutes, unkompliziertes Koop-Vergnügen seinen Weg auf die Switch. Genau so, wie wir uns es für die Zukunft auch weiterhin erhoffen. Der mittlerweile gut gefüllte eShop bedarf keiner “Es ist halt alternativlos”-Ausreden mehr, aber diese hat Nine Parchments auch absolut nicht nötig. Wer ein kurzweiliges, wunderschönes Abenteuer für seine Switch sucht, ist hier genau richtig. Mir hat der Titel enorm viel Freude gemacht. Im Koop noch immer.

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