Mortal Kombat 11: Aftermath – Das GameWire-Review

Lässt man sich von Fighting Games beeindrucken führt wohl kaum ein Weg an Mortal Kombat vorbei. Seit nun mehr fast 30 Jahren spielt die Reihe dank ihrer außergewöhnlichen Brutalität und reichhaltiger Story ganz weit oben mit. Nach mehr als einem Jahr nach dem Release von Mortal Kombat 11 meldet sich das Netherrealm Studio zurück, um die Halbwertszeit ihres aktuellen Ablegers mit einer größeren Erweiterung weiter hinaus zu zögern. Die Rede ist von Mortal Kombat 11: Aftermath, des bis Dato größten Update-Pakets.

Wenngleich die meisten Inhalte von Aftermath frei verfügbar sind, stellen die neue Story und die zusätzlichen Charaktere hier eine Ausnahme dar. Aber eins nach dem anderen. Beginnen wir mit der Story.

Die drei ungleichen Protagonisten des Aftermath-Kapitels.

Achtung! Wer Mortal Kombat 11s Story Mode noch nicht abgeschlossen hat, sei an dieser Stelle gewarnt. Es folgen Spoiler.

Die Geschichte von Aftermath setzt genau da an, wo der Hauptplot geendet ist: Liu Kang hat Kronika besiegt und ist mittlerweile der Gott des Feuers und Beschützer des Earthrealms. Bevor Liu Kang die Zeitlinie korrigieren kann, erscheinen Fujin, der Gott des Windes, Nightwolf und Shang Tsung, gespielt von dem unvergleichbaren Cary-Hiroyuki Tagawa, und warnen Liu Kang vor diesem Eingriff. Stattdessen schlagen sie vor, in der Zeit zurück zu springen, bevor Kronika ihre Krone erhalten hat und, mit Shang Tsungs Hilfe, das wertvolle Artefakt dafür zu verwenden, die Zeitlinien zu reparieren.

Ein großes Wagnis, welches nicht nur die Zeitlinien unbeabsichtigt beeinflussen könnte, sondern mit Shang Tsung auch ein Mitglied in dieser zweifelhaften Allianz hat, welches sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht in die Karten schauen lässt. Dass die gesamte Truppe an Helden eigentlich zu jeder Zeit davon ausgeht, dass er sie betrügen wird, macht den Charme der ganzen Operation aus. Und, was sollen wir sagen? Cary-Hiroyuki Tagawa spielt seine Rolle perfekt, wie eh und je. Seine herausfordernden, subtilen Untertöne gepaart mit dem boshaften Grinsen machen den Charakter zum Star von Aftermath. Auch wenn er als Quasi-Antagonist sicherlich nicht zum Guten beiträgt, ist er dennoch in jeder Szene, in der er präsent ist, die führende Figur.

Spoiler Ende.

Die Fatal Blows stellen nach wie vor die außergewöhnlichsten Moves dar, mal abgesehen von den Fatalities.

Neben Shang Tsung erhalten auch noch andere Charaktere, die ihren Weg durch DLCs in das Spiel fanden, eine Bühne. So spielen auch Nightwolf und Sindel eine wichtige Rolle in Aftermath. Hinzu kommen auch Protagonisten/innen, die im Hauptteil der Geschichte wenig bis gar nichts zu tun hatten, die jetzt ebenfalls etwas mehr eingespannt werden. Der Aufbau der gut 3-stündigen Story fühlt sich somit sehr lebendig an und lebt – wie gehabt – von der cineastischen Umsetzung, die sich zumeist nur wenig mit „richtigen“ Kämpfen aufhält.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Story von Mortal Kombat 11: Aftermath eine sinnvolle Addition zur Geschichte darstellt, welche mit hervorragenden Choreographien, atmosphärischen Kulissen und einigen „Wendungen“ daherkommt.

Der Katalog an Neuerungen, die Aftermath neben der neuen Story mit sich bringt, liest sich wie ein Monumentalepos auf hunderten Seiten. So werden dem Titel neue Stages hinzugefügt, sowie auch die heiß begehrten Stage Fatailities, die der finalen Behandlung des unterlegenen Kombattanten durch die Interaktion mit der Umgebung eine zusätzliche Komponente hinzufügen. Statt den Gegner mit den eigenen Waffen zu zerhäckseln kann man so beispielsweise auch einfach das Säurebad verwenden, welches im Kampf zuvor als schmucke Kulisse diente. Sehr erfreulich!

Die Friendships nehmen sich nicht ganz so ernst und das ist auch gut so.

Erfreulich – im wahrsten Sinne des Wortes – sind auch die komplett neu hinzugefügten Friendships. Diese „Finisher“ ersparen dem Verlierer das „massakeristische“ Schicksal und präsentieren den Gewinner stattdessen auf friedliche Art und Weise. Ob man nun mit einem Teddybären kuschelt oder eine heiße Sohle aufs Parkett legt; die Friendships passen so gar nicht in das ansonsten sehr düstere Setting und stellen im speziellen bei Spielsessions mit Freunden auf einem Sofa eine echte Bereicherung dar.

Neben einigen Belohnungs- und Schwierigkeitsanpassungen für + Krypta und Türme, bekommen auch eine Vielzahl an Charakteren Anpassungen spendiert. Veränderte Schadensgruppierungen für diverse Skills, Armor Breaks, Stuns, Reichweiten; die Menge an Veränderungen ist groß, hält sich aber in den Einzelfällen mit der Gewichtung zurück. Dennoch dürfte es für geübte Spieler spürbar sein, stellt jedoch keinen Gamechanger dar.

In wenigen Abschnitten der Kampagne kontrolliert man nicht nur einen Charakter, sondern kann sich einen zweiten zum Assist rufen. Cool!

Und das Beste an all diesen Änderungen ist, dass sie komplett kostenfrei daherkommen. Die Stages, Friendships, sämtliche Balancing-Anpassungen, und auch die Verbesserungen in der Menüführung sind mit Veröffentlichung der Erweiterung für alle Nutzer als kostenloser Patch zur Verfügung gestellt worden. Lediglich die Story von Aftermath und die drei neuen Fighter müssen bezahlt werden.

Hierbei handelt es sich zum einen um den Gott des Windes, Fujin, der seit Mortal Kombat Mythologies: Sub-Zero Teil der Geschichte ist und in Mortal Kombat 4 das erste Mal auch spielbar zum Einsatz kam, Sheeva, die Shokan-Königin, die mit ihren vier Armen seit Mortal Kombat 3 dabei ist, und RoboCop, in seiner 1987er Fassung. Die drei Charaktere sind aktuell nur mit der Aftermath-Erweiterung und nicht einzeln erhältlich.

Spielerisch ist bei diesem Trio für jede/n was dabei. Sheeva baut primär auf heftige Nahkampf-Abfolgen von kurzen, aber präzisen, Schlägen, die sie mit wuchtigen Würfen kombiniert. Ihr Spezial-Angriff ist, wie auch bereits in den Titeln zuvor, der Sprung, der sie wie eine vertikale Bombe auf ihre Gegner fallen lässt.

Natürlich verfügen alle neuen Charaktere über Finisher, wie auch Brutalities.

Fujin bietet von allen dreien den Kampfstil, der wohl am außergewöhnlichsten ist. Er stellt sich als ein sehr agiler Kämpfer heraus, der mit den Kräften des Windes seine Kontrahenten zu sich ziehen, aber auch wegdrücken kann. Angriffe mit Waffen verfügen bei ihm über eine mittlere Reichweite. Die Distanz zum Gegner kann er jedoch mit seinem Wirbelwindangriff, der gesteuert werden kann, aber auch mit der Fähigkeit, durch die Luft zu laufen, schnell verringern.

RoboCop, der übrigens von Peter Weller – dem Originalschauspieler aus dem 1987er-Film – porträtiert wird, hingegen, verlässt sich weitestgehend auf Projektile und Angriffe aus der Ferne. Ob nun Pistolen- oder Gewerschüsse, Flammenwerfer, Granaten oder der Konterschild; der mechanische Polizist spielt sich sehr träge und ist in Punkto Agilität kein Vergleich zu seinen Aftermath-Kollegen. Das fehlende Maß an Schnelligkeit macht er jedoch durch die Nutzung seines Equipments wieder wett.

Mit Aftermath hat das Team um Ed Boon neues Leben in Mortal Kombat 11 gehaucht. Der Titel platzt aus allen Nähten, die neuen Fighter bringen frischen Wind und die Story ist typische, herzhafte Mortal Kombat-Kost. Bleibt abschließend nur eine Frage offen: Lohnt sich der Kauf?

Die guten drei Stunden Story und die drei zusätzlichen Charaktere, die bis Dato auf keinem anderen Wege erhältlich sind, machen einen großen Teil des Pakets aus, auch wenn die vielen anderen Verbesserungen kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden. Wer sich für die Story nicht interessiert und nur an einem der neuen Fighter Interesse hat, kann gegebenenfalls auf eine spätere Veröffentlichung im Einzelkauf hoffen, bis Dato ist jedoch nichts dergleichen bestätigt oder wahrscheinlich. Wer also die volle Ladung Mortal Kombat 11 haben möchte, wird um die Erweiterung nicht herumkommen!

Mortal Kombat 11: Aftermath - Das GameWire-Review
  • 9/10
    Gameplay - 9/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 9/10
    Grafik - 9/10
  • 8.6/10
    Steuerung - 8.6/10
8.9/10
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