Hades – Das GameWire-Review

Supergiant Games, die Macher von Transistor, Bastion und Pyre schicken uns in die Hölle. Nun, natürlich nicht buchstäblich, wohl aber in ihrem neuen Videospiel Hades, in dem wir in der Rolle von Zagreus aus der Unterwelt entkommen müssen. Warum die Mischung aus Rogue-like, starker Erzählung und interessanten Charakteren zu einem der besten Spiele des Jahres gehört, soll das folgende Review klären.

Raus aus der Hölle…

Nach über einem Jahr im Early Access ist das Action-Rollenspiel im Rogue-like-Gewandt Hades nun für PC und Nintendo Switch erschienen. Darin übernehmen wir die Kontrolle über Zagreus, Sohn des Hades, dem das eingeschränkte Leben in der brutalen Unterwelt nicht länger zusagt. Ganz so entspannt ist es nämlich selbst für den Sohn des Herrschers über eben jene auch nicht und neben täglichen Pflichten wie dem Aufräumen des Zimmers, Streifzügen mit Zerberus, dem dreiköpfigen Hund und dem Training der eigenen Kampffähigkeiten sind da ja auch noch die Schreie gequälter Seelen, die einem den Schlaf rauben können.

Dementsprechend möchte der junge Krieger fliehen und im Olymp etwas Frieden finden. Doch leichter gesagt als getan. Denn die Unterwelt wurde so gestaltet, dass ihr niemand entrinnen kann und dementsprechend warten an jeder Ecke Dämonen, Geister und andere bosärtige Wesen, die Zagreus den Garaus machen wollen. Was ihnen meist sogar recht schnell gelingt. Stirbt unser Held, steigt er erneut aus dem Blutsee im Büro seines Vaters empor und muss sich, spöttische Kommentare seines Vaters ertragend, erneut in die Schlacht stürzen. Kämpfen, sterben, erwachen. Und wieder von vorne. Das ist die Devise von Hades.

Text Hades Review

… und rein in den göttlichen Epos

Was auf dem Papier erst einmal nach einem typischen Rogue-lite klingt, entfaltet nach und nach eine ganz eigene Wirkung und Suchtspirale. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen ist die Geschichte von Hades überraschend komplex und detailverliebt erzählt. Supergiant Games erweitert die bekannten Wesenszüge und Machenschaften der diversen Götter um eigene Elemente und weben sie in eine sich ständig erweiternde Narrative. So erfährt man nach und nach immer mehr über Hades selbst, Zagreus Motivationen und das (Nach-) Leben der anderen im Tartarus gefesselten Wesen. Mehr noch, lassen sich durch diverse auffindbare Gegenstände die Beziehungen zu den NPCs teilweise verstärken, sodass man sich über dauerhafte Boni und andere Geschenke freuen kann. Es ist sogar möglich romantische Beziehungen anzustreben.

Innerhalb des Gameplay-Loops, zu dem wir noch zu sprechen kommen werden, gibt es also allerlei zusätzliche Aktivitäten und Elemente, mit denen man sich beschäftigen kann, nicht aber muss. So kann man das Büro des Hades auch durch Edelsteine aufwerten und um neue Räume erweitern. Neben neuen Schauplätzen und NPCs bringt das dann auch unter Umständen weitere Möglichkeiten sich außerhalb der Kämpfe die Zeit zu vertreiben. Erzählt wird die Geschichte in Form von Texttafeln und toll gezeichneten Charakterbildern, an denen ich mich selbst nach knapp 35 Stunden nicht sattsehen konnte. Die Haupt- wie Nebenfiguren sind indes toll geschrieben und sorgen sogar für den ein oder anderen Lacher.

Auf ins Gemetzel

Doch neben der Geschichte und der Interaktion mit NPCs, die in Hades gerade mal ein Viertel des eigentlichen Spiels ausmacht, stehen natürlich die Kämpfe im Vordergrund. Und damit natürlich auch der eigene Tod. Doch dazu gleich mehr. Erst einmal präsentiert sich der Titel als wunderbar intuitiv funktionierendes Action-Spiel. Aus der isometrischen Perspektive jagen wir Zagreus durch die zahlreichen Level und greifen mit unseren Waffen die vielfältigen Gegnertypen an. Dabei lassen wir je nach Waffe und nicht nur zahlreiche Leichnahme zurück, sondern erfreuen uns auch an dem satten Effektgewitter. Es gibt schnelle Angriffe, aufgeladene Angriffe und schwere, dafür langsamere Angriffe. Das alles klint nicht unbedingt innovativ, überzeugt aber durch die reine Spielbarkeit. Dank Dash-Funktion sind wir immer in Bewegung und können uns je nach ausgewählter Waffe Stück für Stück eine bestimmte Richtung individualisieren.

Mit dem Speer lassen sich beispielsweise besonders verheerende Kombos starten, man kann ihn aber auch – God of War lässt grüßen – einfach durch die Gegner hindurch werfen und auf Knopfdruck zurückrufen, um auf dem Weg weiteren Schaden zu verursachen. Insgesamt gibt es mehr als sechs wählbare Waffen, die sich allesamt unterschiedlich spielen und eigene Kombos und Möglichkeiten bieten. Diese schaltet man durch Skelett-Schlüssel frei, die man wiederum erhält, wenn man Gegner erledigt.

Der Tod ist erst der Anfang

Während der Kämpfe wird man immer wieder von den anderen Göttern unterstützt. Diese wollen ihren Lieblingsneffen nämlich nicht leiden sehen und gleichzeitig dem Gott der Unterwelt eins auswischen. Dementsprechend trifft man immer wieder auf sogenannte Segen der Götter, aus denen man sich dann einen wählen kann, der zum eigenen Spielstil oder der Waffe passt. Plötzlich kann man Blitze verschießen, die Gegner vergiften und verursacht Schaden, wenn man selbst getroffen wird. Leider verliert man diese Segen immer dann, wenn man selbst das Zeitliche segnet und von vorne beginnen muss. Doch der Tod gehört zum brillanten Gameplay-Loop von Hades.

Denn während man die unterstützenden Geschenke der Götter wieder verliert, bleiben andere Gegenstände, die sich eintauschen lassen, Die Skelettschlüssel und gesammelte Dunkelheit erhalten. Letzeres stellt so etwas wie Erfahrungspunkte da, die sich am Spiegel der Nacht gegen dauerhafte Verbesserungen eintauschen lassen. So wird man mit jedem Versuch – egal wie kurz er eventuell auch gewesen sein mag – immer stärker. Und da das Layout und das Gegnervorkommen beim nächsten Run immer anders sind, geht einem auch die Motivation nicht so schnell verloren.

Außerdem kann man sich nach “Bereinigung” eines Raums meist zwischen zwei Türen entscheiden. Welcher Gegenständ, Boni, Gold oder Segen sich dahinter grundsätzlich – neben Gegnern oder Bossen – befinden könnte, sieht man am vorgelagerten Symbol. So kann man seine Streifzüge durch die Unterwelt zumindest ein Stück weit beeinflussen. Mit der richtigen Ausrüstung zu einem Boss zu kommen, kann den Unterschied zwischen “Kein Problem” und “gefühlt unmöglich” machen. Allerdings schafft man den Spagat dazwischen auch durch weitere Versuche. Und wem das Spiel zu hart ist, kann sogar einen leichteren Schwierigkeitsgrad wählen und die Story genießen.

Grafik und Sound

Hades sieht absolut umwerfend aus und überzeugt selbst auf der von uns getesteten Nintendo Switch-Version mit knackiger Schärfe und weitestgehend stabiler Framerate. Ab und an geht diese zwar etwas in die Knie, aber störend wird es zu keinem Zeitpunkt. Daneben überzeugen der tolle Comic-Stil, die detailverliebt gezeichneten Charakterporträts und der Sound. Die Effekte sind stimmig und die Synchro absolut fantastisch. Leider gibt es die nur auf Englisch. Dafür sind alle Texte ins Deutsche übersetzt worden. Der Soundtrack selbst weiß ebenfalls zu gefallen. Auch wenn die Stücke nicht zum Ohrwurm werden.

Fazit zu Hades

Supergiant Games haben es geschafft und mich vom Rogue-lite-Verächter zum großen Fan werden lassen. Hades ist nicht nur stimmungsvoll, sondern steuert sich auch fantastisch. Der Gameplay-Loop ist im Vergleich zu anderen Genre-Vetretern nicht ermüdend, sondern ungemein motivierend. Gliches gilt für die Geschichte und die toll geschriebenen Figuren. Abseits der Kämpfe gibt es in Hades zwar nur wenig zu entdecken, aber das ist nicht tragisch, weil die Mischung so perfekt funktioniert. Und dementsprechend kurz fällt mein Fazit auch aus: Hades ist ein Must-Have-Titel des Jahres 2020! Schnellere, intuitivere und doch so komplexe Kämpfe findet man aktuell sonst nirgends. Wer sonst kein Fan des Genres ist, sollte dementsprechend dennoch einen Blick riskieren. Denn selbst mich konnten die Entwickler “bekehren”.

Start Hades Review

Und jetzt: Auf ein neues! Der nächste Run wartet.

  • 9/10
    Gameplay - 9/10
  • 8.5/10
    Sound - 8.5/10
  • 8.5/10
    Grafik - 8.5/10
  • 9/10
    Steuerung - 9/10
9/10

Summary

Hades ist ein richtig gutes Rogue-lite / Action-Rollenspiel-Hybrid, der süchtig machen kann. Alle scheinbar frustrierenden Mechaniken motivieren zum Weiterspielen. Dazu gesellen sich ein tolles Kampfsystem, eine sehr gute Geschichte und tolle Haupt- und Nebenfiguren, sowie fordernde Boss-Fights.

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