Pixel Ripped 1995 – Das GameWire-Review

Pixel Ripped 1995

Auch wenn es langsam warm wird, ist das noch lange kein Grund das PlayStation VR- , oder ein anderes Virtual Reality-Headset aufzusetzen, um in virtuelle, dreidimensionale Welten einzutauchen und den mitunter doch etwas trüben und stressigen Alltag zu vergessen. Dementsprechend stehen uns auch noch einige hochkarätige Spiele bevor. Neben dem im Juli erscheinenden Iron Man VR dürfen wir uns beispielsweise auch über das bereits erschienene Pixel Ripped 1995 freuen, das wir im folgenden Test besprechen wollen.

Dabei ist Pixel Ripped 1995, der Nachfolger zum 2018 erschienenen Pixel Ripped 1989, eine ohnehin ganz besondere Form des Eskapismus. Denn nicht nur, dass wir durch Ausetzen des PS VR-Headsets unsere Umgebung buchstäblich ausblenden können, sondern die Entwickler schicken uns auch auf eine nostalgische Zeitreise, die Vergangenheit und Gegenwart zu vereinen versucht.

Ältere SpielerInnen und Retro-Fans werden dabei schon in den ersten Spielsekunden auf ihre Kosten kommen. Denn der pixelige Look und der genutzte Farbfilter wecken unweigerlich Erinnerungen an die GameBoy-Ära, nur um dann im Rahmen einer narrativ bedingten Zeitreise mitten in den 90ern und somit in der Videospielära zu landen, die von Super Nintendo und SEGA Mega Drive dominiert wurden.

Namentlich werden die Konsolen selbstverständlich nicht genannt, aber die Anspielungen sind offensichtlich genug, sowohl für uns alte Hasen, als auch interessierte Neueinsteiger in die diese Epoche der Gaming-Kunst. 16 Bit stehen also im Vordergrund dieser VR-Erfahrung rund um Heldin Dot, die sich mit dem Bösen anlegt (oder doch umgekehrt?) und dafür eine Vielzahl unterschiedlichster Genres überleben und zahlreiche Gegner bezwingen muss. Dot erinnert dabei nicht nur zufällig an die aus Metroid bekannte Samus, sondern ist ein weiterer Tropfen in den niemals abreißenden Fluss Nostalgiesgefühle auslösender Referenzen.

Die Handlung des Spiels steht dabei natürlich nicht unbedingt im Vordergrund, wird aber – dem Jahrzehnt angemessen, in dem es spielt – in gut lesbaren Texttafeln und kurzen Zwischensequenzen dargestellt. All das in der (durchaus) pixeligen Grafikqualität, die damals State of the Art war. Dass das aber nicht stört, liegt vor allem an dem fantastisch eingesetzten Effekt der virtuellen Realität.

Denn Dot braucht die Hilfe eines/einer besonders guten Spielers/In, in deren Rolle man selbst schlüpft. Man sieht sich also als virtuelles Alter Ego vor einer stationären Videospielkonsole sitzen, den Controller in der Hand und die Konsole in greifbarer Nähe. Ein virtueller Fernseher zeigt indes das Spiel, in dem man Dot gerade steuert. Gleichzeitig kann man sich aber jederzeit umsehen und befindet sich unter anderem im heimischen Wohnzimmer oder auch in einer Videothek (alte Menschen erinnern sich womöglich), in der man abwechselnd an zwei verschiedenen Anspielstationen unterwegs sein kann.

Gleichzeitig muss man nicht nur spielen, um Dots Welt zu retten, sondern mus sich auch mit den Umgebungen arrangieren. Im ersten Level kommt beispielsweise die Mutter nach Hause und findet es gar nicht gut, dass Sohnemann bei dem schönen Wetter nur vor der Konsole sitzt und zockt. Wem das schon unangenehm reale Erinnerungen beschert, könnte sich folgend womöglich einem weiteren Flashback ausgeliefert sehen. Denn während wir gemütlich vor dem Fernseher sitzen und daddeln, reißt der Mutter der Geduldsfaden. Sie kommt näher, um die Konsole auszuschalten. Dadurch würden aber ungespeicherte Spielstände verloren gehen. Was also tun?

Durch Knopfdruck auf die Schultertaste kann man den Controller loslassen und Gegenstände aufheben, die sich in unmittelbarer Nähe der eigenen Position befinden. Wie also kann man die immer näher kommende Bedrohung aufhalten? Man schnappt sich beispielsweise eine Spielzeugpistole und feuert schnell auf die auf dem Tresen stehende Schüssel mit Keksen. Diese fällt den Gesetzen der Schwerkraft folgend natürlich zu Boden und das angerichtete Chaos sorgt dafür, dass wir entspannt weiterspielen können.

Das alles klingt komplizierter als es ist und wurde tatsächlich von den Entwicklern so gut gelöst, dass man sich jederzeit voll auf das jeweilige Level einlassen kann. Davon gibt es übrigens sechs Stück, was einer ungefähren Spielzeit von knapp fünf Stunden gleich kommt – je nachdem wie gut oder schlecht man sich natürlich schlägt.

Neben den bereits erwähnten Gameplay-Mechaniken warten auch noch cool inszenierte Boss-Kämpfe. Hier lösen sich die Grenzen zwischen den zwei Welten auf und man steuert Dot quasi außerhalb des virtuellen Bildschirms. Gerade grafisch weiß diese Mischung aus Cartoon- und Pixellook sehr zu gefallen. Die Rücksetzpunkte sind indes fair verteilt, sodass nur selten Frust aufkommt.

Sowohl der Soundtrack als auch die technische Umsetzung sind generell sehr gut gelungen. Klar, ist Pixel Ripped 1995 kein Triple A-Spiel, aber dafür sieht es – gerade in der virtuellen Realität – sehr gut aus und spielt sich auch so. Lediglich ab und an will die Zielerfassung mittels Controllers sind ganz zuverlässig funktionieren. Aber das fällt kaum ins Gewicht.

Fazit

Wer den Vorgänger gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen, denn Pixel Ripped 1995 ist eine konsequente Fortsetzung, die einige Spielmechaniken entschlackt und mit vielen frischen Ideen daherkommt. Innerhalb der vier bis fünf Stunden andauernden Kampagne bekommt man genügend Abwechslung geboten, um dauaerhaft an die virtuelle Konsole gefesselt zu sein.

Wer in den 90ern aufgewachsen ist, wird sich über jede Menge Anspielungen und die überspitzte Darstellung eigener Erfahrungen freuen, beispielsweise dannn, wenn man beim Spielen nachts aufpassen muss, dass es nicht zu laut wird. Die Mutter würde sonst in einem Tobsuchtsanfall die Konsole ausschalten und der Spielstand wäre futsch.

So oder so ist Pixel Ripped 1995 ein sehr gut gelungenes Spiel zu einem günstigen Preis von knapp 20 €. Es ist eine wunderbare Zeitmaschine, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf eine wundervoll spielerische Art zusammenfasst und bis auf wenige kleine technische Mängel eine nahezu perfekte Hommage an die 16- und 32-Bit-Ära!

Wir haben das PlayStation VR-Spiel Pixel Ripped 1995 auf einer PlayStation 4 Pro getestet.

  • 8/10
    Gameplay - 8/10
  • 7.5/10
    Sound - 7.5/10
  • 8/10
    Grafik - 8/10
  • 7.5/10
    Steuerung - 7.5/10
8/10

Zusammenfassung

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Videospielgeschichte werden auf wundervolle Art und Weise in einem Spiel vereint. Pixel Ripped 1995 ist gleichzeitig Zeitmaschine und Hommage, ein nicht zu kurzer aber ausnahmslos spaßiger Trip in die virtuelle Realität.

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